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#ideasketch für die lebenswerte Stadt der Zukunft
#ideasketch für die lebenswerte Stadt der Zukunft

#ideasketch für die lebenswerte Stadt der Zukunft

Lässt man Einwohnerinnen und Einwohner an der Stadtplanung teilhaben, entstehen lebenswertere Städte, denn die Planungen und Umsetzungen werden so mit allen Stakeholdern diskutiert. Knapp hundert Studierende des Bachelor-Studienganges Multimedia Production der FH Graubünden und der Berner Fachhochschule sind für die Study Week im Modul Sketch&Draw nach Amsterdam gereist und haben dort Ideen der Future Livable City skizziert.

Text: Prof. Tanja Hess / Bild: Allan Bachmann, Sina Lou Ravasio, Carmen Wenger, Melanie Zanga / Film: Prof. Tanja Hess

Die Herausforderungen der Zukunft sind besonders in den urbanen Räumen am grössten. Gesucht sind nachhaltige Lösungen in den Bereichen Gesellschaft, Umweltzerstörung und Schadstoffbelastung. Denn je länger wir die drängenden Probleme nicht in den Griff bekommen, umso stärker werden uns die Folgen treffen. Das Thema Urbanität ist ein Nachhaltigkeitsthema. Alle Studierenden sind auch Experten/Expertinnen des Themas Urbanität, denn sie leben täglich im urbanen Raum. Rund drei Viertel der Schweizer Bevölkerung wohnen in Agglomerationen. Gar 84 Prozent wohnen in Gemeinden mit städtischem Charakter. In Zukunft werden es noch mehr sein.

Das Thema Urbanität hat auch einen direkten Bezug zum Bachelor-Studiengang Multimedia Production: Viele Studierende werden in ihren zukünftigen Jobs mit Nachhaltigkeitsfragen konfrontiert sein. Diese werden zu unserem Alltag gehören. Die Integration der Nachhaltigkeit ins Curriculum gehört entsprechend zu den selbstverständlichen Anforderungen des schweizerischen Hochschulförderungs- und Koordinationsgesetzes (HFKG).

Für die angehenden Filmerinnen und Storyboarder bestand der kleinste gemeinsame Nenner des Themas «Livable Future City» darin, den Menschen in seiner Umwelt darzustellen. Wir sehen den «Citizen» als Protagonisten/Protagonistin und die «Livable Future City» als Filmset. Ein perfektes Umfeld, um mit Skizzen Ideen zu entwickeln, wie man das bei Storyboards auch tut.

«Wir benötigen zwingend Ihre Kreativität und Ihren Professionalismus, um der Menschheit aufzuzeigen, dass ein Leben in einer Ära ohne Erdöl wunderbar ist.»

Prof. Maarten Hajer, Kurator Internationale Architektur-Biennale Rotterdam, Professor für Urban Futures, Universität Utrecht

Subjektive Sicht auf die Stadt skizzieren

Der Trend des Urban Sketching ist möglicherweise als Gegenbewegung des «Click and Post» der Smartphone-Ära entstanden und momentan sehr angesagt. Communities teilen ihre Stadt-Bilder rund um den ganzen Globus. Es geht darum, sich der urbanen Umgebung zu stellen und über den Weg der individuellen Wahrnehmung darauf Bezug zu nehmen. Die Skizze dient dabei als Instrument der Beobachtung und Reflexion. Die Entscheidung, was man wie abbildet, spielt dabei eine zentrale Rolle.

Der Urban Sketcher arbeitet häufig mit dem, was vor ihm liegt, und skizziert. Meist sind es Strassenszenen, die er vorfindet. Wir versuchten in der Studienwoche, hier einen Schritt weiter zu gehen und skizzierten das, was wir uns wünschten und unsere Visionen, wie es auch anders sein könnte, damit die Stadt und die Stadträume wieder lebenswerter werden. Dieser Frage gingen die Studierenden mit Recherchen, Skizzen, Illustrationen, Fotos sowie Wacom-Zeichentablets, iPads und weiteren digitalen Devices nach. Die mittels Skizzen visualisierte Auseinandersetzung mit dem Thema wurde auf der Projektseite dokumentiert. Zahlreiche Filme zeigen auf, was namhafte Expertinnen und Experten der Universität Utrecht und der ETH Zürich im Dialog mit den Studierenden darüber denken. Ein reiches Portfolio an Skizzen und Ideen ist in dieser Woche zusammengekommen.

«Es ist eindrücklich zu sehen, was für einen Einfluss die Idee einer Person haben kann, wenn sie auf eine Art präsentiert wird, die Eindruck macht.»

Joel Frey, Student

Smarte Lebensqualität von morgen?

Die Herausforderungen der «Future Livable City» wurden den Studierenden im Vorfeld der Studienwoche im Rahmen einer Gastvorlesung an der ETH Zürich von Prof. Dr. Gerhard Schmittvermittelt. An seinem Lehrstuhl steht die Suche nach Lösungen und Antworten auf die drängenden Fragestellungen der zukünftigen Stadt hinsichtlich Nachhaltigkeit im Zentrum. Für Studierende technischer Fachrichtungen ist es zunehmend wichtig, andere Herangehensweisen an technische Inhalte zu erlernen. Dazu gehört sicherlich auch die Rückbesinnung auf das visuelle Denkwerkzeug des Skizzierens.

Eine Ideenskizze ist kein Kunstwerk, sie ist vielmehr die visuelle Notiz unserer Gedanken, die sonst in linearer Folge durch unser Bewusstsein huschen, um in der nächsten Sekunde wieder von neuen Eindrücken und Gedanken überdeckt zu werden. Die auf Papier gebrachte Ideenskizze zwingt uns, eine Idee auf einem Blatt zu erstellen und mit allen Aspekten zu verdichten. Die Linearität der Gedanken wird mittels Visualisierung und dank der Erfassung aller Aspekte im Überblick dargestellt. Gerade in einer Zeit, in der wir nur noch über die Bildschirme wischen und infolge der Informationsüberflutung alles gleich auch wieder vergessen, ist die Ideenskizze ein probates Mittel, um sich zu zwingen, einen Gedanken von Anfang an – mit allen Details – bis zum Schluss fertig zu denken.

Skizze von Sina Lou Ravasio
Bild von Allan Bachmann

Mit Fragen die Story vorantreiben

Antworten auf diese Fragen haben die Studierenden mit rund 6000 Skizzen geliefert und einige unter ihnen haben hervorragende Ideen entwickelt. Entstanden sind Ideen mit visionärem Charakter. Manche Ideen sind pragmatischer oder ganz einfach auch naheliegend. Spürbar ist das Bedürfnis nach Städten weitab von Autos und Verkehr. Die Erkenntnis, dass diese Herausforderungen mit einem Zugewinn an Lebensqualität gemeistert werden können, führte zu mancher tollen Erfahrung. Am Schluss der Woche wurde uns allen klar: Wir sind die Protagonisten und Protagonistinnen der zukünftigen Städte. Die Studierenden haben die Erfahrung gemacht, dass die Fragen der nachhaltigen Stadtplanung faszinierend sind und gleichzeitig Spass machen.

So konnten die Studierenden gegen Ende der Blockwoche ihre Idee mit den Ideen der innovativsten Urban-Designer aus aller Welt vergleichen. An der Internationalen Architektur-Biennale Rotterdam, der alle zwei Jahre stattfindenden Ausstellung über Urbanität, hat der Kurator Maarten Hajer den Studierenden eindrücklich gezeigt, wie die geplanten und bereits ausgeführten Projekte aussehen. Multimedia Producer stehen als Projektumsetzende, Visualiserende und Multiplikatoren in der Pflicht, das Ziel – die «Future Livable City» – zu erreichen.

Während der Study Week in Amsterdam ist ein reicher Fundus von Zeichnungen, Skizzen, Gedanken und Gedankenmodellen entstanden, den man unter sketchcity.ch entdecken kann.

Beitrag von

Tanja Hess, Prof.

Professorin für Visualisieren, Institut für Multimedia Production (IMP)