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Gesundheits-Tutorial für Prostatakrebs
Gesundheits-Tutorial für Prostatakrebs

Gesundheits-Tutorial für Prostatakrebs

Prostatakrebs wird als häufigste krebsbedingte Todesursache bei Männern eingestuft. Betroffene stehen vor schwierigen Behandlungsentscheidungen. Mit einer Online-Plattform will ein Forschungsteam der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) und der FH Graubünden die Patienten in ihrer Entscheidungsfindung unterstützen.

Text: Prof. Dr. Urs Dahinden / Bild: Muriel Grau & Larissa Langone / Grafik: Kenny Stadelmann

Für Prostatakrebspatienten stehen verschiedene Behandlungsmöglichkeiten mit Vor und Nachteilen zur Verfügung. Wie kann ein Patient wissen, was in seinem spezifischen Fall die beste Wahl ist? Als Unterstützung der Kommunikation zwischen Patient und Ärzteschaft entwickelt eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter der Leitung von Peter Rüesch (ZHAW) und Urs Dahinden (FH Graubünden) in Zusammenarbeit mit der Krebsliga Schweiz eine Online-Plattform. Den Informationsbedürfnissen der Patienten soll gerecht werden.

Studenten entwickeln Prototyp als Praxisprojekt

Ein wichtiger Projektschritt, der bereits abgeschlossen ist, war die Entwicklung eines ersten Prototyps der Online-Plattform. Drei Studenten der FH Graubünden, Matthias Giger, Philipp Kuntschik und Fabian Odoni, haben diese Aufgabe im Rahmen eines Praxisprojekts in ihrem Masterstudium (Business Administration mit Major Information Science) erfolgreich gemeistert und halten Rückschau.

Theorie mit Praxis verbinden

Durch die praktische Anwendung konnten die drei Master-Studenten die Arbeitsweise sowie die Theorie im Projekt verbinden. «Das Bewusstsein, dass die eigene Arbeit einen entscheidenden Teil zu einem solch wichtigen Projekt beiträgt, hat uns motiviert», bekräftigen dabei die drei Studenten.
«Bei der Entwicklung des Tools sollte der Benutzer, also der Patient, im Mittelpunkt stehen, da es sich im Endeffekt um ein Hilfsmittel für den Patienten handelt.»

 

Die vier Teilbereiche Programmieren, Entwickeln von Modellen und die Konzeptionierung der Oberfläche sowie die Konfektionierung der Inhalte verlangten unterschiedliche Fähigkeiten und Spezialisierungen für die Umsetzung des Tools. Jeder dieser drei Bereiche wurde jeweils von jenem Teammitglied der Projektgruppe übernommen, das über die entsprechende Erfahrung verfügte.

«Die grosse Schwierigkeit war, dass die Thematik Gesundheitsinformation uns noch unbekannt war. Durch die Bildung des Projektteams aufgrund von vorhandenen Kompetenzen konnte das Studienprojekt jedoch erfolgreich abgeschlossen werden. Jeder spielte seine Stärke aus.»

Entwicklung der Benutzeroberfläche

Mit teilstandardisierten Interviews wurden die Anforderungen an das Tool ermittelt. Daraus wurden Personas (fiktive Personen mit den in der Analyse erhobenen Eigenschaften), Anwendungsszenarien und Einsatzmöglichkeiten modelliert. Im Rahmen dieser Modelle konnte die Benutzeroberfläche entwickelt werden.

Methodenfindung in der Softwareentwicklung

In der Softwareentwicklung müssen die durch die Modelle vorgegebenen Anforderungen auf die technische Machbarkeit geprüft werden. Aus einer Vielzahl vorhandener Umsetzungsmöglichkeiten muss dann die geeignetste gefunden, die entsprechende Technologie gelernt und effizient umgesetzt werden. Bei der Auswahl der geeignetsten Methode spielt dabei die persönliche Erfahrung sowie das Wissen des Softwareentwicklers eine wichtige Rolle.

Anforderungen an die Inhaltsentwicklung

Vorhandene Informationsbroschüren wurden im Hinblick auf die aus den Interviews gewonnenen Anforderungen analysiert und ausgewertet. Für die daraus gewonnenen Erkenntnisse galt es, gemeinsam mit den Erkenntnissen aus der Literatur über Qualitätsanforderungen an medizinische Fachinformation, ein in sich stimmiges Paket zu schnüren. Zwei Modelle stellten dabei weitere Anforderungen an die Inhaltsentwicklung: Zum einen das Informationsmodell nach Picot. Dies unterscheidet zwischen dem, was der Patient wissen möchte, was an Information angeboten wird und was der Patient aus Sicht des Facharztes oder der Fachärztin wissen sollte, um eine gute Entscheidungsgrundlage zu haben. Zum anderen sorgt das Verständlichkeitsmodell dafür, dass die Inhalte leicht zu verstehen sind.

Lehrreiche Erfahrungen aus dem Praxisprojekt

«Nicht nur für Studierende, die eine wissenschaftliche Laufbahn anstreben, ist die auf diese Weise gewonnene Erfahrung wertvoll», sagen die drei in das Projekt involvierten Studenten. «Ein wichtiger Effekt ist, dass das bei so einem Forschungsprojekt vermittelte logisch strukturierte Vorgehen branchenunabhängig einsetzbar ist. Es hilft ebenfalls bei der Orientierung in einem fremden Fachgebiet.

Beitrag von

Urs Dahinden, Prof. Dr.

Professor für Kommunikations- und Medienwissenschaft und empirische Sozialforschung Schweizerisches Institut für Informationswissenschaft (SII)