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Berge, Wasser, Aufstiegshilfen

Berge, Wasser, Aufstiegshilfen – die drei wichtigen «Zutaten» zum Erfolgsrezept des alpinen Tourismus.

07. November 2019

Aurelia Kogler über das touristische Potenzial der Energiewirtschaft

Sie sind aber natürlich noch durch entsprechende Betten-, Gastronomie- und Unterhaltungsangebote zu ergänzen und durch leidenschaftliche Gastgebende und sehr gut ausgebildete und motivierte Mitarbeitende zu veredeln. Zur Umsetzung und Perfektionierung benötigt es selbstverständlich noch visionäre Entscheidungsträger, die nicht nur die nötigen finanziellen Mittel sondern auch den unternehmerischen Mut finden, Neues zu wagen. Von diesem Pioniergeist war der Schweizer Tourismus lange Zeit geprägt und profitiert heute noch davon.

Doch zurück an den Anfang. Der Tourismus im Alpenraum ist eng mit der Energiewirtschaft verknüpft, mancherorts ist er sogar erst durch den Bau von Kraftwerksanlagen entstanden oder hat durch diesen einen turboartigen Schub erhalten. Im Zuge der Nutzung der Wasserkraft für Pumpspeicherkraftwerke, vorwiegend zur Produktion von Spitzenstrom, wurden Hochgebirgsräume mittels Strassen und Seilbahnen erschlossen und machten dadurch hochalpine Räume für die weniger sport-affinen Besuchergruppen erst leicht und bequem zugänglich. Vielerorts waren die ursprünglich für den Kraftwerksbau errichteten ersten Aufstiegshilfen gar die Initialzündung für die spätere Erschliessung und Entwicklung ganzer Skigebiete.

Die zum Pumpspeicherbetrieb erforderlichen Stauseen mit teilweise spektakulären Talsperren, die selbstverständlich nicht ohne ökologische und landschaftsbildliche Auswirkungen errichtet und betrieben wurden und werden, stellen heute prägende Elemente einer markanten Kulturlandschaft dar. Die technischen Anlagen, insbesondere die Talsperren selber, sind Beispiele faszinierender Ingenieurskunst, die – touristisch entsprechend in Wert gesetzt – attraktive Ausflugsziele darstellen, teilweise sogar internationale Top-Attraktionen. Es muss ja nicht gleich die touristische Dimension des 1936 fertig gestellten Hoover-Damms erreichen, der mit rund 220 Metern Höhe einstmals höchsten Talsperre der Welt, der als weltberühmtes Bauwerk jedes Jahr unzählige Gäste aus aller Welt anzieht.

Wie eng die Energiewirtschaft und der alpine Wintersport auch räumlich miteinander verknüpft sein können, zeigt symbolhaft auch der gerade mit Pomp und Trara eröffnete dänische «CopenHill», wo auf das Dach eines Kraftwerks unter dem Motto «Urban Mountain Sports» gleich die Skipiste gesetzt wurde.

Wasserkraft als erneuerbare Energiequelle ist eine unverzichtbare Basis für das Leben und Arbeiten in alpinen Regionen. Daneben stellt der Tourismus die wichtigste wirtschaftliche Säule dar. Energie und Tourismuswirtschaft bergen über die Branchengrenzen hinweg ungehobene Schätze bzw. Kooperationspotentiale, auch für den Bündner Tourismus. Innovationen entstehen typischerweise an Schnittstellen, wo unterschiedliches Wissen und unterschiedliche Köpfe mit unterschiedlichen Ideen aufeinandertreffen, wie zum Beispiel bei den Energieforschungsgesprächen in Disentis.

Dieser Beitrag erschien am 4. November als Gastkommentar im Bündner Tagblatt.