«In Zukunft werden vor allem hybride Kompetenzen gefragt sein.»
Das in diesem Jahr erfolgreich gestartete Certificate of Advanced Studies Artificial Intelligence in Media Production legt den Fokus klar auf die verantwortungsvolle und nachhaltige Integration von Künstlicher Intelligenz in die Medienbranche. Im Interview spricht Studienleiterin Giada Zacheo über die Chancen und Herausforderungen, die Künstliche Intelligenz für die Medienproduktion und darüber hinaus mit sich bringt.
Interview: Raphaela Netzer / Bild: zVg
Aktuell läuft der erste Durchgang des neuen Certificate of Advanced Studies (CAS) «Artificial Intelligence in Media Production». Welches Ziel verfolgt das Programm?
Die zunehmende Verbreitung generativer Künstlicher Intelligenz (KI) verändert die Medienproduktion grundlegend. Ziel war es, ein Weiterbildungsangebot zu schaffen, das Fachpersonen für diese Transformation qualifiziert – und zwar sowohl technisch und strategisch als auch ethisch fundiert. Davon profitieren besonders die Alumni des Bachelorstudiengangs Multimedia Production, die ihr Studium noch vor diesen technologischen Neuerungen abgeschlossen haben. Unser primäres Ziel ist es, KI nicht nur zur verstehen und anzuwenden, sondern auch, sie verantwortungsvoll und kreativ einzusetzen.
Wie waren die Reaktionen auf das Angebot?
Das CAS ist sehr erfolgreich gestartet. Die Nachfrage zeigt, dass der Bedarf an fundierter und praxisnaher Weiterbildung im Bereich von KI und Medien gross ist. Die Teilnehmenden nutzen das Gelernte bereits aktiv in ihrem Berufsalltag – das ist schön zu sehen.
Für wen wurde das Angebot konzipiert?
Das CAS richtet sich an Medien- und Kommunikationsprofis – von Content Creators über Multimedia Producerinnen bis hin zu Designerinnen und Fotografen. Im aktuellen Durchgang sind die Hälfte der Teilnehmenden Multimedia-Production-Absolventinnen und -Absolventen, ein Viertel ist selbständig im Medienbereich tätig und der restliche Viertel arbeitet in KMU. Alle eint der Wunsch, KI praxisorientiert in ihre Arbeit zu integrieren.
Welche Kompetenzen benötigen Personen in diesen Berufsfeldern im Zeitalter der KI unbedingt?
Wer KI versteht, kritisch hinterfragt und kreativ einsetzt, ist zukunftsfähig. Genau darauf zielt unser CAS ab. Wir vermitteln den effektiven Einsatz von Large Language Models, Bild- und Videogenerierung, rechtliche Rahmenbedingungen, ethische Grundlagen und KI-Workflows. Entscheidend ist ein souveräner und reflektierter Umgang mit der Technologie.
Wie unterscheidet sich dieses CAS von anderen Programmen im Bereich KI und Medien?
Als Institut für Multimedia Production bringen wir eine umfassende Expertise mit. Das CAS baut auf diesem Fundament auf und fokussiert auf die Anwendung von KI in der Medienproduktion. Unser Ansatz ist praxisnah und ethisch fundiert. Es geht nicht nur um schnelle Umsetzungen, sondern auch um die Reflexion, ob bestimmte Anwendungen überhaupt erlaubt oder kommerziell nutzbar sind.
Welches Potenzial bietet KI den Unternehmen in der Medienbranche und wie lässt sich dieses Potenzial in das tägliche Geschäft integrieren?
KI birgt enormes Potenzial – sei es durch die Automatisierung von Prozessen, die Unterstützung bei der Content-Erstellung oder auch die Entwicklung völlig neuer, kreativer Formate. Unternehmen profitieren, wenn sie KI nicht als Ersatz, sondern als Co-Creator verstehen und in ihre Workflows integrieren. Der Mensch bleibt der kreative Ausgangspunkt. KI kann unterstützen und erweitern, aber sie ersetzt nicht die Idee, die Haltung oder den kritischen Blick.
Digitale Neuerungen und technologische Entwicklungen schreiten rasant voran. Wie lässt sich sicherstellen, dass die CAS-Inhalte stets aktuell und praxisrelevant bleiben?
Wir arbeiten eng mit Expertinnen und Experten aus der Praxis zusammen. Sie sind fachlich stets auf dem neuesten Stand und integrieren laufend neue Tools, mit denen sie tagtäglich arbeiten. Dadurch können wir aktuelle, anwendungsbezogene Projekte entwickeln. Zudem holen wir nach jedem Modul Feedback ein, um die Inhalte weiterzuentwickeln.
Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der KI im Medienbereich?
KI wird sich zur Standardtechnologie entwickeln, ähnlich wie einst die Kamera oder der Computer. Das bietet enorm viele Chancen, aber man muss sich in einem ersten Schritt damit auseinandersetzen. In Zukunft werden vor allem hybride Kompetenzen gefragt sein– technisches Verständnis, kreative Umsetzungskraft und ethische Urteilskompetenz. Und am Ende braucht es immer auch den gesunden Menschenverstand.
Inwiefern greift das CAS gesellschaftliche Fragestellungen oder ethische Aspekte auf?
Ethische Reflexion ist ein integraler Bestandteil. Wir setzen uns intensiv mit Themen wie Deepfakes, Desinformation, Bias und Datenschutz auseinander. Ziel ist es, die Teilnehmenden für die gesellschaftlichen Auswirkungen ihrer Entscheidungen zu sensibilisieren. Zudem bieten wir spezifische Gastreferate an, etwa zum Thema Deepfakes mit Fiona Endres von SRF Investigativ.
Welche kreative Rolle spielt der Mensch in einer zunehmend automatisierten Medienlandschaft?
Das ist eine gute Frage – und gar nicht so einfach zu beantworten. Meiner Meinung nach entsteht Kreativität aus einem Kontext, aus einer Haltung und aus der Intuition heraus. Fähigkeiten, welche die KI von heute nicht ersetzen kann. Der Mensch bleibt Gestalter, KI ist nur ein Werkzeug.
Wie trägt das CAS dazu bei, dass KI verantwortungsbewusst in die Gesellschaft integriert wird?
Indem wir nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch eine Haltung fördern. Wir wollen die Absolvierenden zu Multiplikatorinnen und Multiplikatoren eines reflektierten Umgangs mit KI ausbilden –für die Wirtschaft, die Bildung und die Gesellschaft.
Was hat Sie persönlich an der Thematik KI und Medienproduktion so fasziniert, dass Sie ein entsprechendes Weiterbildungsprogramm mitgestaltet haben?
Als kreativer Mensch mit einem Background in Design und Media Production, ergänzt durch einen Master in Data Science, fasziniert mich das Zusammenspiel zwischen Kreativität und Technologie. KI ermöglicht völlig neue Formen des Gestaltens und Erzählens. Dieses Potenzial wollte ich für eine Weiterbildung fruchtbar machen.
Was sollen die Teilnehmenden aus dem CAS mitnehmen?
Fachlich wünsche ich mir, dass die Teilnehmenden ein solides Skill-Set im Umgang mit KI in der Medienproduktion mitnehmen, sodass sie von Fall zu Fall entscheiden können, mit welchen Tools sie arbeiten möchten. Aber auch Offenheit für Neues und der Mut, zu experimentieren, gehören dazu. Unser Ziel ist es, Verantwortungsbewusstsein im Umgang mit Technologien zu fördern.
Wie geht es nach dem ersten CAS-Durchgang weiter?
Wegen der hohen Nachfrage sind wir in diesem Jahr mit zwei Durchgängen gestartet. Zudem prüfen wir mögliche Vertiefungsmodule sowie Community-Formate. Längerfristig denken wir darüber nach, modulare Kombinationsangebote wie einen Master of Advanced Studie (MAS) zu schaffen.
Beitrag von
Raphaela Netzer, Dozentin, Institut für Multimedia Production