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Digitalisierung fordert Führungskräfte heraus
Digitalisierung fordert Führungskräfte heraus

Digitalisierung fordert Führungskräfte heraus

Mit dem Fortschritt des digitalen Wandels sind Unternehmen gefordert, ihre digitalen Strategien und Lösungen erfolgreich umzusetzen. Das neue Weiterbildungsangebot «Executive MBA ‒ Digital Technologies and Operations» vermittelt Führungskräften ab September 2020 das aktuelle Wissen zu Technologie und Methoden für die Umsetzung der Digitalisierung.


Text: Martina Rauch / Bild: Fachhochschule Graubünden

Digitale Technologien befinden sich auf dem Vormarsch, Automatisierung und Künstliche Intelligenz (KI) treiben den Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft voran. Für viele Unternehmen ist es heute prioritär, wie sie diese Technologien optimal einsetzen und die Expertise und Fertigkeiten ihrer Mitarbeitenden so entwickeln können, dass diese optimal auf die neue Arbeitswelt vorbereitet sind. Die Beschleunigung der Digitalisierung sowie die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeitenden stellen in diesem Zusammenhang eine besondere Herausforderung dar.

Einige Firmen digitalisieren ihre Prozesse und Abläufe. Andere gehen deutlich weiter und ergänzen ihr Geschäftsmodell um digitale Elemente: Sie bieten ihren Kundinnen und Kunden beispielsweise Zugang zu einem internen Bestellprozess. Wieder andere Firmen steigen auf eine digitale Wertschöpfung um. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn ein Unternehmen seine Produkte ohne Zwischenhändler über digitale Vertriebskanäle vermarktet. Die Digitalisierung kann die gesamte Kundeninteraktion, jeden Prozess und jedes Geschäftsmodell betreffen.

Neue Kompetenzen sind gefragt

Digitale Schlüsseltechnologien wie Robotik, Sensorik, das Internet of Things, Big und Smart Data, KI, digitale Plattformen oder auch Virtual Reality, Sprachsteuerung und der 3D-Druck kommen vor allem in der Industrie 4.0 zur Anwendung. Diese bezeichnet die in Echtzeit stattfindende digitale Vernetzung von Lieferanten, Produzenten und Kundschaft entlang der Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle. Dabei kommt es zu einer Verschmelzung von modernen Informations- und Kommunikationstechnologien mit klassischen industriellen Prozessen. Das erwartete Ziel: nachhaltige Effizienzgewinne sowie innovative Produkte und Dienstleistungen.

Die Beherrschung dieser digitalen Schlüsseltechnologien bedingt eine Kompetenzverschiebung ‒ von Tätigkeiten, die einfache kognitive, körperliche oder manuelle Fähigkeiten erfordern, hin zu Tätigkeiten, für die vor allem neue technologische Kompetenzen gefragt sind. Deshalb steht die Weiterbildung der Mitarbeitenden für viele Unternehmen im Zentrum ihrer Massnahmen zur Förderung der Digitalisierung.

Unternehmen, die nicht digitalisieren und automatisieren, riskieren, vom Markt gedrängt zu werden. Technologische Entwicklungen stellen oft wichtige Treiber für disruptive Innovationen dar. Das sind Innovationen, die bestehende Lösungen im Markt substituieren, Investitionen beherrschender Marktteilnehmer obsolet machen und Machtverhältnisse im Markt grundlegend verändern. Für Unternehmen wie Kodak, Agfa oder Leica führte die disruptive Innovation der digitalen Fotografie bekanntlich zum Verlust ihrer langjährigen, unangefochtenen Marktführerposition. Mögliche disruptive Innovationen entstehen derzeit auch in der industriellen Fertigung (3D-Drucker), im Finanzsektor (Kryptowährungen und Digitalbanken), im Transportbereich (autonome Fahrzeuge und Drohnen) oder im Taximarkt (durch Apps von Firmen wie Uber).

Schulung von Führungskräften

Die Herausforderung bei der Digitalisierung liegt oft im Management des digitalen Wandels. Dabei bezeichnen drei Viertel aller Unternehmen «fehlende qualifizierte Mitarbeitende» als grösste Hürde bei der Umsetzung der Digitalisierung (etventure, 2019, Studie «Digitale Transformation»). Zur Umsetzung der digitalen Wertschöpfung benötigen Managerinnen und Manager sowie Projektleitende ein spezifisches technologisches und methodisches Wissen, insbesondere in Bezug auf den zielgerichteten Einsatz digitaler Schlüsseltechnologien, die Gestaltung einer digital integrierten Prozessumgebung und die erfolgreiche Führung von Teams in einer veränderten Arbeitsumgebung.

Zentrale Fragen zur Umsetzung der Digitalisierung stellen sich bei der Bewertung der Fertigungstechnologien, zum Beispiel in Bezug auf den Einsatz von Sensoren und Robotertechnologien. Im Verlauf der Produktion sowie bei der Nutzung von neuen «smart products» und «smart services» durch die entsprechenden Kundinnen und Kunden werden Big Data generiert, die mithilfe von KI ausgewertet werden und die Grundlage für neue Nutzenangebote bilden können. Die generierten Daten müssen über eine geeignete IT-Infrastruktur gespeichert, gesichert und verfügbar gemacht werden. Agile Methoden im Innovations- und Projektmanagement wie Design Thinking, Lean Canvas oder Scrum helfen, neue zielgruppenspezifische Angebote zu entwickeln und als «minimum viable product» zu lancieren. Für die Umsetzung neuer Wertschöpfungsmodelle muss eine passende Organisationsumgebung ‒ mit Lean-Start-up-Strukturen, neuen Job-Designs und einer innovativen Führungskultur ‒ gestaltet werden.

Eine Frau vor einem interaktiven Bedienfeld

Auf dem Weg zum digitalen Champion

Die Fachhochschule Graubünden ergänzt ab Herbstsemester 2020 ihr Weiterbildungsangebot auf Stufe «Executive MBA» um das berufsbegleitende Angebot «EMBA ‒ Digital Technologies and Operations». Das Studium richtet sich an Führungskräfte aus den Bereichen Operations, Technik, Technologie- und Innovationsmanagement, IT, Forschung und Entwicklung, Produkt- oder Projektmanagement, welche die Umsetzung der Digitalisierung verantworten. Die Teilnehmenden lernen, digitale Schlüsseltechnologien zu bewerten, auszuwählen und einzusetzen, vernetzte Prozess- und Fertigungsumgebungen zu konzipieren und Organisation, Führungsstile und Firmenkultur an die Anforderungen der Digitalisierung anzupassen. Die Besonderheit dieses Studiums ist die praxisnahe Ausbildung: Es geht nicht nur um inhaltliche Wissensvermittlung, sondern auch um den Praxisbezug. So besuchen die Studierenden erfolgreiche «best practice pioneers», die zentrale Lösungen der Digitalisierung bereits erfolgreich umgesetzt haben.

http://fhgr.ch/embadto

Beitrag von

Martina Rauch
Dozentin und Studienleiterin, Institut für Management und Weiterbildung