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Gesundheitsförderung und Prävention in den Gemeinden
Gesundheitsförderung und Prävention in den Gemeinden

Gesundheitsförderung und Prävention in den Gemeinden

Persönlicher Lebensstil und Verhalten beeinflussen die Gesundheit. Ebenso prägt das Lebensumfeld von Menschen deren Gesundheit. Gemeinden gestalten das örtliche Lebensumfeld bestenfalls so, dass sich alle Bevölkerungsgruppen im Alltag gesundheitsförderlich verhalten können. Ein Konzept zur Steuerung und Kontrolle von Gesundheitsförderungs- und Präventionsmassnahmen soll die Gemeinden dabei unterstützen.

Text: Dominik Just, Alice Lang (Gesundheitsamt GR), Ruth Nieffer / Foto: Frederik van den Berg / Grafiken: FH Graubünden, BAG

Gesundheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess. Gesundheit entsteht im menschlichen Alltag und wird positiv wie auch negativ beeinflusst. So ist Gesundheit nicht bloss die Abwesenheit von Krankheit, sondern die situative Wahrnehmung von körperlichem, psychischem und sozialem Wohlbefinden. Persönliches Verhalten ist wichtig für die Gesundheit. Aber es gibt noch weitere relevante Einflussfaktoren wie zum Beispiel das soziale Umfeld oder die Lebens- und Arbeitsbedingungen, welche die Gesundheit beeinflussen (Abbildung 1).

Abb.1: Persönliche, soziale, wirtschaftliche und umweltbedingte Einflussfaktoren auf die Gesundheit (BAG, 2016)

Warum Gesundheitsförderung und Prävention auf Gemeindeebene?

Der Lebensraum Gemeinde bietet viele Möglichkeiten, das Wohlbefinden der Bevölkerung zu stärken – nicht indem (noch) mehr medizinische Leistungen finanziert werden und das Gesundheitswesen ausgebaut wird, damit die Leute gesünder sind, sondern indem Gemeinden in den Handlungsansatz «Gesundheitsförderung und Prävention (GF+P)» investieren. Dieser ermöglicht der Bevölkerung ein höheres Mass an Selbstbestimmung über die eigene Gesundheit und befähigt sie zur Stärkung ihrer Gesundheit. Hohe Gesundheitskosten entstehen, weil im Alltag zu wenig auf einen gesunden Lebensstil geachtet wird. Inaktivität, Stress, Tabak- und Alkoholkonsum oder Einsamkeit machen Menschen krank. Hier gibt es für Gemeinden gute Ansatzfelder, um ein gesundes Verhalten für die Bevölkerung einfacher zu machen, etwa mit attraktiven Begegnungs- und Bewegungsräumen für Familien, Jugendliche sowie Senioren und Seniorinnen, Mittagstischen, Partizipationsmöglichkeiten usw. Vermeidbare Erkrankungen (z. B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Störungen) und die damit verbundenen Betreuungs- und Pflegekosten werden verringert, soziale Isolation und Armut langfristig eingedämmt.

Akteure und Strukturen

Zahlreiche Einflussfaktoren für die erfolgreiche Gesundheitsförderung und Prävention in Gemeinden finden sich erst einmal ausserhalb des Gesundheitssystems, doch innerhalb der Gemeindeführung und der Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt. Dieses setzt die regulatorischen Vorgaben von Bund und Kanton um. Aus den kantonalen Programmen in den Bereichen Bewegung, Ernährung, psychische Gesundheit sowie Suchtprävention werden Massnahmen in Zusammenarbeit mit Gemeinden und Schulen umgesetzt. Die kantonale Projektleiterin für Gesundheitsförderung in den Gemeinden wirkt als Schnittstelle und sichert die fachliche Beratung der Zuständigen in den Gemeinden.

Auf Gemeindeebene ist die Gemeindeexekutive für die Koordination und Steuerung von GF+P-Massnahmen verantwortlich. Sie überträgt diese Aufgabe an eines ihrer Mitglieder, den oder die Beauftragte(n) für Gesundheitsförderung und Prävention (BGP). Die Umsetzung konkreter Massnahmen erfolgt auf Projektebene durch lokal engagierte Personen mit der betroffenen Zielgruppe (Eltern mit Kleinkindern, Kinder, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren oder Erwachsene im Erwerbsalter) sowie mit Vereinen (Abbildung 2).

Abb.2: Akteure und Strukturen im Steuerungskonzept Gesundheitsförderung und Prävention (FH Graubünden)

Steuerungskonzept

Im Projekt «Gesundheitsförderung und Prävention im Alter – Netzwerk Graubünden» adaptierte das Zentrum für Verwaltungsmanagement das Steuerungskonzept der klassischen Führungslehre für den Handlungsansatz «Gesundheitsförderung und Prävention (GF+P)». Damit soll auf Kantons-, Gemeinde- und Projektebene ein geteiltes Verständnis dafür entstehen, wie GF+P-Aktivitäten erfolgreich gesteuert werden können und wie so ein Steuerungskonzept die GF+P-aktiven Gemeinden und Akteure in Graubünden vermehrt zusammenarbeiten lässt.

Das Steuerungskonzept beinhaltet fünf Phasen (Abbildung 3). In der Planungsphase (1) werden die Rahmenbedingungen definiert. Nach einer Situationsanalyse liegen Ziele vor und es wird ein Massnahmenplan als Entscheidungsgrundlage erarbeitet. In der Entscheidungsphase (2) werden die definitiven Massnahmen verabschiedet, die verfügbaren Ressourcen ermittelt und die zu erledigenden Aufgaben verteilt. Die effektiven Leistungen werden in der Durchführungsphase (3) erbracht. Der letzte Teilschritt dient der Kontrolle (4). Wurden die während der Planungsphase definierten Ziele durch die erbrachten Leistungen erreicht? Das Monitoring (5) ist dabei vom eigentlichen Führungskreislauf abgekoppelt: Es geht hier um eine laufende Überwachung des gesamten Steuerungsprozesses.

Aufgaben, Prozesse und Leistungen

Die GF+P-Akteure bearbeiten verschiedene Aufgaben und erbringen so Leistungen für die Zielgruppen. Dabei laufen auf den drei Ebenen Kanton, Gemeinde und Projekt unterschiedliche Prozesse ab: zum einen Führungs- und Leistungsprozesse, zum anderen strategische und operative Prozesse. Diese gilt es zu unterscheiden.

Beitrag von

Prof. Ruth Nieffer, Dozentin, Schweizerisches Institut für Entrepreneurship

Prof. Dominik Just, Dozent, Zentrum für Betriebswirtschaftslehre

Alice Lang, Projektleiterin Gesundheitsförderung in Gemeinden, Gesundheitsamt Graubünden