Lehren und Lernen in einer Welt mit generativer KI
Wie verändert generative Künstliche Intelligenz (KI) das Lernen? Ein Überblick über strategische Initiativen und konkrete Projekte an der FH Graubünden gibt Aufschluss darüber.
Text: Alexander Fritsch, Dominic Käslin / Bilder: FH Graubünden
Hören statt lesen?
Die Inhalte dieser Seite – und mehr – gibt es hier auch zum Anhören: Der begleitende Podcast wurde automatisch mit NotebookLM, einem KI-Modell von Google, erstellt. Das Tool kann unterschiedlichste Quellen wie PDFs oder Webseiten analysieren, verknüpfen und zusammenfassen – zum Beispiel als Audioformat. Auch für die Lehre ergeben sich dadurch neue Wege, Inhalte barrierearm und vielfältig aufzubereiten.
Rollenwandel der Dozierenden
Vom Wissensvermittelnden zum Lerncoach: KI verschiebt Rollenbilder. Dozierende werden mehr denn je zu Moderatorinnen, Feedbackgebern – und kritischen KI-Nutzenden.
Welche Kompetenzen zählen noch, wenn KI «mitdenkt»?
Technische Skills allein reichen nicht mehr: Wer heute KI einsetzt, braucht auch ethisches Urteilsvermögen, Reflexionsfähigkeit und Kommunikationskompetenz. Wer beispielsweise eine KI zur Gesichtserkennung programmiert, muss auch die gesellschaftlichen Folgen mitdenken. Gefragt sind Querschnittskompetenzen, Verantwortung und kritisches Denken.
Weiterbildungsprogramm für Lehrende
Im SKILL-Programm des Teaching and Learning Centers erhalten Dozierende Unterstützung zum sinnvollen didaktischen Einsatz von KI – durch praxisnahe Schulungen, interaktive Workshops und individuelle 1:1-Beratungen.



Top-3-Prompting-Tipps
- Präzise sein: Fragestellungen klar und eindeutig formulieren
- Ziel vorgeben: «Erkläre mir das Konzept auf maximal 1 A4-Seite für eine Studierende bzw. einen Studierenden im ersten Semester des Bachelors Tourismus»
- Rollen nutzen: «Agiere als mein hilfreicher Tutor für Mikroökonomie»
Wahlmodul «Kompetenter Umgang mit KI»
In einem freiwilligen Wahlmodul lernen FH-Studierende, KI ethisch reflektiert und praxisnah einzusetzen – mit Lernjournal, Selbstlernkurs und individueller Begleitung. In einer Projektarbeit entwickelten Teilnehmende beispielsweise einen KI-Prototyp zur Prognose des Lebensmittelverbrauchs in Betriebskantinen.
KI-Chatbots als Lerncoaches in Modulen
Die Bachelorangebote Digital Supply Chain Management und Information Science testen in mehreren Kursen KI-gestützte Lerncoaches. Die Chatbots basieren auf den konkreten Kursunterlagen (RAG-Technologie) und unterstützen Studierende bei der Prüfungsvorbereitung, der Projektarbeit und den Verständnisfragen. Viele Studierende empfinden die Chatbots als hilfreiche Unterstützung. Gleichzeitig zeigt sich Potenzial für ihre technische und inhaltliche Weiterentwicklung.
RAG – was steckt dahinter?
Bei der «Retrieval-Augmented Generation» greift die KI auf bereitgestellte Daten zurück, um passgenaue Antworten zu geben. So wird der Chatbot zum lernstoffbasierten Coach – statt zum allgemeinen Plauderbot.
Was ein KI-Chatbot als Lerncoach kann – und was nicht
✅ Fragen beantworten und Konzepte erklären
✅ Durch Rückfragen zum Nachdenken anregen
❌ Wissen mit Urteilsvermögen verknüpfen
❌ Eigenständiges Denken und kritische Reflexion ersetzen
Wie verändert generative KI das Lernen?
Individualisierte Lernpfade, kreative Prüfungsformate, neue Feedbackformen – KI fordert unsere Lehr- und Lernkultur heraus und erweitert sie zugleich. KI bietet Chancen zur Individualisierung – aber nur, wenn Studierende lernen, kluge Fragen zu stellen, Ergebnisse zu prüfen und eigenständig zu denken.
KI entwickelt sich rasant – und überfordert viele
Neue Tools, neue Begriffe, neue Möglichkeiten: Wer soll da noch den Überblick behalten? Statt den Kopf in den Sand zu stecken, hilft ein anderer Weg: Dinge ausprobieren, Erfahrungen teilen, gemeinsam lernen. Genau dafür schafft die FH Graubünden Räume. Kontakt zum Teaching and Learning Center hier.
Beitrag von
Alexander Fritsch, Projektleiter für Didaktik und Methodik, Teaching and Learning Center
Prof. Dominic Käslin, Studienleiter, Zentrum für Betriebswirtschaftslehre