20. Februar 2018
Unser Lebensraum ist architektonisch gestaltet. Im politischen Prozess sollte Architektur nicht nur als finanzielle Fragestellung diskutiert werden, sondern auch über Qualität und wie wir diese erreichen: Was ermöglicht uns gute Bauwerke? Wie kann Architektur vermittelt werden? Wie diskutiert man über unseren Lebensraum? Die Ausstellung «ZWISCHENSTELLUNG Architektur ausstellen: Das Bauwerk als Exponat» im Zeughaus Teufen diskutiert über Modelle und Fotografien von diversen Projekten sowie verschiedene Formen der Architekturvermittlung. Sie ist eine Recherche von Architekturstudierenden der Hochschule für Technik und Wirtschaft HTW Chur.
Wir leben in Architektur. Unsere Umwelt ist gebaut. Diese bestimmt und ermöglicht unseren Alltag. In der Schweiz ist die Bevölkerung bei öffentlichen Bauten in den Entstehungsprozess involviert. Über Volksabstimmungen zu architektonischen, städtebaulichen und raumplanerischen Fragen werden wichtige Entscheidungen breit abgestützt. Doch wie kann über Architektur und das Bauen diskutiert werden? Für historische Aspekte von Architektur gibt es Museen. Doch wie sollen Orte aussehen, wo über aktuelle Wettbewerbe, architektonische Haltungen oder Werke von Architektinnen und Architekten diskutiert und diese präsentiert werden können?
Grundsätzliches Problem mit Architektur
In Kunstmuseen werden die Werke der Künstlerinnen und Künstler direkt gezeigt. Die Arbeiten sind Teil der Ausstellung, sind im Raum selbst präsent. Bei Architektur ist dies viel schwieriger: Architektur ist meist zu gross. Sie kann nicht selber ausgestellt werden, da sie die Grösse der zur Verfügung stehenden Räume sprengt. Architektur sollte am besten vor Ort, am konkreten Bauwerk vermittelt und diskutiert werden, wie der österreichische Architekt und Theoretiker Friedlich Achleitner immer wieder betont. Doch ist dies nicht immer möglich, gerade wenn Bauten weiter weg sind.
Um Architektur zu zeigen, muss diese transformiert werden und über Modelle, Fotografien, Filme, Renderings, Animationen, Text oder gar massstäbliche Fragmente erklärt werden. Das eigentliche Bauwerk ist dabei nicht präsent. Die Präsentation ist dabei immer eine Verkürzung der Wirklichkeit. Deshalb wird Architektur vielfach in spezifischen Institutionen präsentiert. Derartige Einrichtungen, an denen Architektur gezeigt, diskutiert und ausgestellt wird, sind keine Kunstmuseen, sondern auf Architektur ausgerichtete Bauten.
Dabei haben sich verschiedene spezifische Typen von Institutionen herausgebildet: Historische Museen, zeitgenössische Architekturmuseen, Architekturforen und Architekturinstitute. Historische Museen widmen sich entweder einem Nachlass oder einem spezifischen baulichen Erbe wie das Sir John Soane's Museum in London oder dem Grubenmann-Museum in Teufen. Zeitgenössische Architekturmuseen diskutierenden aktuelle Architektur und Themen wie es auch am Centre Pompidou in Paris oder am Deutschen Architekturmuseum in Frankfurt geschieht. Architekturforen sind Treffpunkte für Architekturschaffende und Fachleute, die es in St. Gallen, in Zürich oder in Winterthur gibt. Architekturinstitute suchen einen breiten Architekturdiskurs zu stimulieren, wie in Innsbruck, Dornbirn oder in Kopenhagen. Gemeinsam ist allen Institutionen, dass sie oft in erstklassigen Bauwerken mit einer bemerkenswerten historischen Substanz untergebracht sind, d.h. selber schon ein Ausstellungsobjekt sind.
Bei der Vorbereitung der Ausstellung haben sich viele der gezeigten Orte immer wieder entschuldigt, dass sie keine richtigen Ausstellungsräume hätten. Sie meinten damit Ausstellungsräume, wie sie in Kunstmusseen zu finden sind. Doch sind die Institutionen selbst oft in wunderbaren Gebäuden untergebracht. Kunstmuseen sind dem gegenüber vielmehr auf sich selbst bezogene Bauwerke.
Was ist zu sehen?
Die Ausstellung «ZWISCHENSTELLUNG Architektur ausstellen: Das Bauwerk als Exponat» untersucht mittels Innenraummodellen auf spielerische Art und Weise, wie Architektur heutzutage vermittelt wird. Sie geht der Frage nach, was das Ausstellen von Architektur heute sein könnte, welche Räume oder welche Orte, dafür benötigt werden und was Architekturvermittlung heute leisten muss. Gerade in Zeiten einer zunehmenden Digitalisierung werden die Orte selber immer wichtiger: Orte wo man sich treffen kann und der soziale Austausch gepflegt wird.
Die Ausstellung zeigt Architekturmodelle verschiedenster Institutionen, die sich mit Architektur auseinandersetzen. Die Modelle wurden von Architekturstudierenden der HTW Chur erarbeitet. Präsentiert wird das Ganze von Daniel A. Walser, Professor für Architekturgeschichte an der HTW Chur, der die Ausstellung organisiert hat. Begleitend dazu gibt es ein Veranstaltungsprogramm.
Weitere Details:
Publikation
Eine kleine Publikation ist vorgesehen.
Veranstaltungen zur Ausstellung
- Sonntag, 25. Februar 2018, 14.00 Uhr: Eröffnung der Ausstellung mit Vortrag von Prof. Daniel A. Walser und Apéro
- Samstag, 3. März 2018: Orte der Architekturvermittlung in Zürich: Architekturforum, gta, Corbusier Pavillon, Führung im Löwenbräu durch Daniel A. Walser. Detailliertes Programm wird noch bekannt gegeben.
- Sonntag, 18. März 2018, 14 Uhr: Erfahrungsaustausch: Wie stellt man Architektur aus? Zwischen Vermittlung und Konservierung mit Caspar Schärer, Generalsekretär BSA und Architekturforum Zürich, Thomas Kai Keller, Architekt, Obmann BSA Ostschweiz, Thomas Geiser, Geschäftsführer, Werkraum Bregenzerwald (A), Daniel A. Walser, Architekt und Dozent HTW Chur, Marko Sauer, Vorstandsmitglied AFO, Chefredakteur Modulør, Ueli Vogt, Architekt und Kurator, Zeughaus Teufen
- Sonntag, 25. März 2018, 14 Uhr: Finissage mit Führung und Apéro
Öffnungszeiten der Ausstellung
14–17 Uhr Mittwoch, Freitag, Samstag
14–19 Uhr Donnerstag
12–17 Uhr Sonntag
oder nach Vereinbarung
Zeitraum der Ausstellung
25. Februar bis 25. März 2018
Weitere Auskünfte:
Vogt Ueli, Kurator Zeughaus Teufen
Tel. +41 71 335 80 30
uvo@clutterzeughausteufen.ch
Bildlegenden:
- Modell: Architekturmuseum Frankfurt DAM, gebaut 1984, Architekt: Oswald Mathias Ungers, Student: Stefan Obermayer, HTW Chur.
- Modell: Museum of Art, Architecture and Technology (MAAT), Lissabon, gebaut 2016, Architekt: Amanda Levete, Student: Samuel Mühlestein, HTW Chur.
- Modell: Zentrale Ausstelungshalle ETH Zürich, Architekten: Gottfried Semper (1858-64) / Gustav Gull (1915-24), Studentin: Larissa Caveng, HTW Chur.

Dateien
Fachhochschule Graubünden
Als Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset prägt sie die Zukunft. Die Studienangebote orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2200 Studierenden bildet sie zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus und weiter. Die Hochschule bietet Angebote in den Bereichen «Architektur und Bauingenieurwesen», «Medien, Technik und IT» sowie «Wirtschaft, Dienstleistung und Informationswissenschaft» an. In ihrer inter- und transdisziplinären Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln. Mit ihren Tätigkeiten trägt die FH Graubünden zum Erfolg und zur Wettbewerbsfähigkeit von Individuen, Institutionen und Regionen bei. Hierfür ist sie in der Region verankert, in der Schweiz von Bedeutung und strahlt international aus.