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«New Work» in der Kinderbetreuung

Ein innovatives Modell für mehr Attraktivität im Beruf

14. November 2025

Der Alltag in der Kinderbetreuung ist fordernd: lange und unregelmässige Arbeitszeiten, tiefe Löhne und wenig gesellschaftliche Anerkennung erschweren die Gewinnung und Bindung von Fachkräften. New-Work-Konzepte haben Potenzial, die Attraktivität des Berufs zu steigern. Genau hier setzt das Projekt «New-Work-Arbeitsmodelle für Kinderbetreuungspersonal» der Fachhochschule Graubünden im Auftrag des Branchenverbands kibesuisse an. Unter anderem wurde in der Praxis eine 4-Tage-Woche getestet. Erste Ergebnisse stimmen positiv.

Im Auftrag des Branchenverbandes kibesuisse hat die FH Graubünden im Projekt «New-Work-Arbeitsmodelle für Kinderbetreuungspersonal» untersucht, wie Arbeitsmodelle gestaltet sein müssen, damit Fachpersonen auch künftig motiviert im Beruf bleiben. Das 4-Tage-Woche-Modell für Betreuungspersonal ist eines von vielen Aspekten von «New Work» und wurde im Rahmen partizipativ entwickelter Stossrichtungen als Möglichkeit identifiziert und anschliessend mit einem regionalen Praxispartner getestet. Am Pilotstandort in Sargans des Vereins KITAWAS Kindertagesstätten stiess dieses Arbeitsmodell auf grosses Interesse. «Die ersten Ergebnisse stimmen positiv, dass die 4-Tage-Woche ein attraktives Modell für die Praxis darstellt und das Potenzial hat, die Arbeitsbedingungen in der Kinderbetreuung zu verbessern», sagt Co-Projektleiterin Kathrin Dinner.

Vorteile auch aus pädagogischer und betrieblicher Perspektive

Die Branche steht vor der Herausforderung, attraktive Arbeitsbedingungen zu schaffen und gleichzeitig die pädagogische Qualität sicherzustellen. «Die Ergebnisse aus Sargans zeigen, dass innovative Modelle wie die 4-Tage-Woche beides miteinander verbinden können. Sie stärken die Zufriedenheit der Mitarbeitenden und wirken sich positiv auf die Betreuung der Kinder und die Zusammenarbeit mit den Eltern aus», sagt Sabine Wolter-John, Verantwortliche für Fachberatung und Qualitätsentwicklung bei kibesuisse. 

Konkret hat der Pilot gezeigt, dass besonders Mitarbeitende mit Leitungsfunktion profitieren können. Trotz längerer Arbeitstage wurden diese nicht als belastend empfunden. Im Gegenteil: Es hat sich gezeigt, dass die Betreuung durch ganztags konstante Bezugspersonen die Beziehung zu den Kindern stärkt und von Eltern geschätzt wird. Zudem konnten Fachpersonen mit Leitungsfunktion etwa mittelbare pädagogische Aufgaben an andere Teammitglieder delegieren, was zu einem Job Enrichment bei Fachpersonen ohne Leitungsaufgaben führte. «Die Erfahrungen in Sargans verdeutlichen zudem betriebliche Vorteile. Mitarbeitende können ihre Arbeitszeit beispielsweise selbstbestimmt gestalten, wodurch die Einsatzplanung flexibler wird und die Kontinuität in der Betreuung gewährleistet bleibt», sagt Gabriel Dinner, Geschäftsführer des Vereins KITAWAS Kindertagesstätten. Das Modell habe damit das Potenzial, ein wichtiger Baustein für die Zukunftsfähigkeit des Berufsfeldes zu werden. 

Fortsetzung und Ausweitung des Pilots

Die 4-Tage-Woche eignet sich vorderhand für den Vorschulbereich, wo sich die Betreuungszeit über den gesamten Arbeitstag erstreckt und wird schrittweise weiter erprobt. Ziel ist es, die Praxistauglichkeit in unterschiedlichen Kontexten zu überprüfen und die gewonnenen Erfahrungen für weitere Teams und die Übertragung auf andere Standorte nutzbar zu machen.

Forschung für die Praxis

Das Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung der FH Graubünden erbringt als Kompetenzzentrum für Volkswirtschaftslehre, Wirtschaftspolitik und angewandte Statistik Forschungs- und Beratungsdienstleistungen für Wirtschaft und Politik und trägt zur Lösung von wirtschafts- und regionalpolitischen Fragen bei. Die Forschung ist dabei anwendungs- und lösungsorientiert und vor allem auf Fragestellungen und Probleme ausgerichtet, die den alpinen Raum betreffen. Das Projekt «New-Work-Arbeitsmodelle für Kinderbetreuungspersonal» ist Teil einer Reihe von angewandten Forschungs- und Dienstleistungsprojekten zu Themen der berufskompatiblen Kinderbetreuung. 

Weitere Details

Weitere Auskünfte

(erreichbar zwischen 10 und 12 Uhr)

Fachhochschule Graubünden:
Kathrin Dinner
Projektleiterin, Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung
kathrin.dinner@fhgr.ch 
+41 81 286 37 62

kibesuisse – Verband Kinderbetreuung Schweiz:
Sabine Wolter-John
Fachberatung und Qualitätsentwicklung 
sabine.wolter-john@kibesuisse.ch 
+41 44 212 24 75 (erreichbar Mo-Do)

Verein KITAWAS Kindertagesstätten:
Gabriel Dinner
Geschäftsführer
gabriel.dinner@kitawas.ch 
+41 81 740 29 80

Über die Fachhochschule Graubünden
Als Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset prägt sie die Zukunft. Die Studienangebote orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2400 Studierenden in Aus- und Weiterbildung entwickelt sie zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten. Die Hochschule bietet Angebote in den Bereichen «Architektur und Bauingenieurwesen», «Medien, Technik und IT» sowie «Wirtschaft, Dienstleistung und Informationswissenschaft» an. In ihrer inter- und transdisziplinären Forschung fokussiert sie auf die Themen angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und unternehmerisches Handeln. Mit ihren Tätigkeiten trägt die FH Graubünden zum Erfolg und zur Wettbewerbsfähigkeit von Individuen, Institutionen und Regionen bei. Hierfür ist sie in der Region verankert, in der Schweiz von Bedeutung und strahlt international aus. fhgr.ch

Über kibesuisse
kibesuisse ist der nationale Branchenverband für Kinderbetreuung in der Schweiz. Er vertritt die Interessen von Einrichtungen und Fachpersonen in Kindertagesstätten, Tagesfamilien und weiteren Betreuungsangeboten. Der Verband fördert die Qualität der Betreuung, unterstützt die berufliche Entwicklung von Fachkräften und setzt sich für attraktive Arbeitsbedingungen sowie gesellschaftliche Anerkennung des Berufsfeldes ein. kibesuisse engagiert sich für praxisnahe Forschung, Fachberatung und Qualitätsentwicklung in allen Bereichen der Kinderbetreuung. kibesuisse.ch

Über den Verein KITAWAS Kindertagesstätten
Der Verein KITAWAS Kindertagesstätten ist ein regionaler Träger von Kindertagesstätten mit Standorten in Sargans, Mels, Vilters-Wangs, Bad Ragaz, Walenstadt und Wartau. Der Verein bietet qualitativ hochwertige familienergänzende Betreuung für Kinder im Vorschul- und Schulalter und legt Wert auf eine ganzheitliche Förderung und stabile Bezugspersonen. Durch innovative Arbeitsmodelle und partizipative Teamansätze fördert KITAWAS die Zufriedenheit von Mitarbeitenden und trägt zur Weiterentwicklung der Kinderbetreuungslandschaft in der Region bei. kitawas.ch