37 Prozent der Schweizer Unternehmen berichten von Missständen in ihrer Organisation oder Lieferkette
30. September 2025
Mehr als ein Drittel der Unternehmen in der Schweiz waren 2024 von illegalem und unethischem Verhalten im eigenen Haus oder in ihrer Lieferkette betroffen. Zugleich konnten vier von zehn Unternehmen mit Hinweisgebersystem den grössten Teil der entstandenen finanziellen Schäden durch die Hinweise von Whistleblowern aufdecken. Das zeigt der neue Whistleblowing Report, den die EQS Group gemeinsam mit der Fachhochschule Graubünden veröffentlicht hat. Der Whistleblowing Report 2025 ist bereits die vierte Ausgabe dieser internationalen Studie. Diesmal wurden insgesamt 2'200 Unternehmen in Deutschland, Frankreich, Grossbritannien, Italien, der Schweiz, Spanien und den USA befragt.
«Die Studie zeigt, dass Hinweisgebersysteme massgeblich zur Aufklärung von Missständen in Unternehmen und deren Lieferketten beitragen. Unternehmen mit etabliertem Hinweisgebersystem sind eher in der Lage, Schäden zu begrenzen – ein klarer Beleg für die präventive Wirkung dieser Instrumente», beurteilt Prof. Dr. Christian Hauser von der FH Graubünden, als Projektleiter verantwortlich für die Erstellung des Reports, die Ergebnisse.
Melde- und Beschwerdestellen unterschiedlich ausgerichtet
In der diesjährigen Ausgabe differenziert die Studie erstmals klar zwischen Meldestellen für interne Anspruchsgruppen (Mitarbeitende) und Beschwerdestellen für externe Anspruchsgruppen (wie Kundenkreis oder Lieferanten). Meldestellen stehen den eigenen Mitarbeitenden zur Verfügung, um Missstände im Unternehmen aufzudecken. Beschwerdestellen fokussieren sich hingegen auf illegales oder unethisches Verhalten entlang der Lieferkette und richten sich an externe Personen. In der Schweiz haben 57 Prozent der befragten Unternehmen eine interne Meldestelle und 64 Prozent eine externe Beschwerdestelle eingerichtet.
Achim Weick, Gründer und CEO der EQS Group: «Hinweisgebersysteme sind längst nicht mehr nur eine regulatorische Notwendigkeit, sondern strategische Instrumente, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und wirtschaftliche Schäden zu begrenzen. Richtig eingesetzt fördern sie eine Kultur der Offenheit, die das Vertrauen von Mitarbeitenden, Partnern und Kunden nachhaltig stärkt. Unternehmen, die in zuverlässige Lösungen investieren, stärken ihre Resilienz und unterstreichen ihre Integrität im Markt.»S
Klassische Hinweisgeberkanäle dominieren, digitale Plattformen gewinnen an Bedeutung
Bei der Ausgestaltung der Meldestellen setzen Schweizer Unternehmen auf eine Kombination verschiedener Kanäle zur Kontaktaufnahme für ihre Mitarbeitenden. Im Durchschnitt bieten sie vier verschiedene Kontaktmöglichkeiten an. Dabei dominieren traditionelle Kanäle wie E-Mail (79 Prozent), persönliche Besuche (68 Prozent) oder Telefon (59 Prozent) weiterhin. Webbasierte Hinweisgebersysteme und Internetplattformen gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung. In der Schweiz werden sie bislang noch etwas seltener (37 Prozent) angeboten als im globalen Durchschnitt (45 Prozent). Beschwerdestellen bieten im Schnitt drei Kanäle an, wobei hier klassische Kontaktwege noch stärker überwiegen.
Ein Fünftel der Unternehmen verzeichnet Schäden von über 95'000 Franken
Missstände innerhalb der Organisation oder entlang der Lieferkette stellen für Unternehmen ein erhebliches Risiko dar und können unter anderem finanzielle Schäden verursachen. Bei einem Fünftel der Unternehmen in der Schweiz belief sich der durch illegales oder unethisches Verhalten verursachte Schaden auf mindestens 95'000 Franken. Mithilfe ihrer Melde- oder Beschwerdestellen konnten jedoch 40 Prozent der Schweizer Unternehmen mehr als zwei Drittel des finanziellen Gesamtschadens aufdecken. International sind es sogar 50 Prozent.
Hohe Relevanz der eingehenden Hinweise
Schweizer Unternehmen stufen die Hälfte (52 Prozent) der eingegangenen Meldungen und Beschwerden als relevant und inhaltlich gehaltvoll ein. Hinweise von eigenen Mitarbeitenden bezogen sich besonders häufig auf die Themen Diversität und Respekt am Arbeitsplatz, Menschenrechte, Arbeitssicherheit und Gesundheits- sowie Datenschutz. Bei Hinweisen von externen Personen standen Rechnungswesen, Wirtschaftsprüfung und Finanzberichterstattung sowie geschäftliche Integrität und Menschenrechte im Vordergrund.
Anonymes Melden führt nicht zu mehr Missbrauch
Fast zwei Drittel der Meldestellen von Unternehmen in der Schweiz ermöglichen Anonymität. Bei den Beschwerdestellen sind es 42 Prozent. Der Anteil missbräuchlicher Meldungen und Beschwerden, die das Unternehmen oder eine Person gezielt in Verruf bringen sollen, lag bei Schweizer Unternehmen nur bei 11 Prozent – unabhängig davon, ob Anonymität möglich ist oder nicht. Damit bestätigt die Studie, dass anonymes Melden – entgegen dem häufig geäusserten Vorbehalt – nicht zu mehr missbräuchlichen Hinweisen führt.
Weitere Präventionsmassnahmen: Ein Drittel der Unternehmen nutzt KI
Neben Hinweisgebersystemen setzen Unternehmen auch auf andere Massnahmen zur Prävention von Missständen und der Aufdeckung von illegalem oder unethischem Verhalten. Beispielsweise verfügen drei Viertel über einen Code of Conduct; etwa ebenso viele setzen auf aktive und offene Kommunikation durch die Unternehmensleitung. Auch künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen werden zur Aufklärung von Missständen genutzt. Mehr als ein Drittel der Unternehmen in der Schweiz haben bereits ein solches KI-basiertes System im Einsatz. Im internationalen Vergleich liegen hier die USA (56 Prozent), Grossbritannien (53 Prozent) vorn, während deutsche Unternehmen (44 Prozent) im Mittelfeld liegen. Noch etwas weniger als in der Schweiz ist der Einsatz von KI in Frankreich (32 Prozent) verbreitet.
Weitere Details
- Whistleblowing Report 2025: fhgr.ch/whistleblowingreport
Weitere Auskünfte
EQS Group:
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Corporate Public Relations Manager
+49 89 444430133
christina.jahn@cluttereqs.com
FH Graubünden:
Prof. Dr. Christian Hauser
Dozent, Projektleiter, Schweizerisches Institut für Entrepreneurship
+41 81 286 39 24
christian.hauser@clutterfhgr.ch
Über die EQS Group
Die EQS Group ist ein führender internationaler Cloudsoftware-Anbieter in den Bereichen Compliance & Ethics, Data Privacy, Sustainability Management und Investor Relations. Weltweit nutzen mehr als 14.000 Unternehmen die Produkte der EQS Group, um Vertrauen zu schaffen, indem sie zuverlässig und sicher komplexe regulatorische Anforderungen erfüllen, Risiken minimieren und transparent über ihren Geschäftserfolg sowie dessen Auswirkungen auf die Gesellschaft und das Klima berichten.
Die Lösungen der EQS Group sind in einer Cloud-basierten Plattform gebündelt. Damit lassen sich Compliance-Prozesse in den Bereichen Hinweisgeberschutz und Fallbearbeitung, Richtlinienmanagement und Genehmigungsprozesse ebenso professionell steuern wie das Geschäftspartnermanagement, das Risikomanagement von Drittparteien, die Insiderlistenverwaltung und Meldepflichten. Darüber hinaus entwickelt die EQS Group Software für die Erfüllung menschenrechtlicher Sorgfaltspflichten entlang der Lieferketten von Unternehmen, für die Einhaltung von Datenschutzbestimmungen wie DSGVO und EU AI Act, sowie für effizientes ESG-Management und regelkonforme Nachhaltigkeitsberichterstattung. Börsennotierte Unternehmen nutzen zudem ein globales Newswire, Investor Targeting und Kontaktmanagement, aber auch IR-Webseiten und Webcasts für eine effiziente und sichere Investorenkommunikation.
Die EQS Group wurde im Jahr 2000 in München gegründet. Heute beschäftigt der Konzern weltweit rund 600 Mitarbeitende. eqs.com/de
Über die Fachhochschule Graubünden
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