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Wissensplatz
Ausstrahlung über die Kantonsgrenzen hinaus
Technik als Chance für die Entwicklung über die Kantonsgrenzen hinaus

Technik als Chance für die Entwicklung über die Kantonsgrenzen hinaus

Als öffentliche Fachhochschule ist es unser Anspruch, der Gesellschaft – und damit namentlich den Unternehmen und Institutionen in der Region und auch ausserhalb – den grösstmöglichen Nutzen zu bringen. Durch die Selbständigkeit können wir noch mehr auf unsere Stärken bauen und diese weiterentwickeln.

Text: Jürg Kessler / Bild: Yvonne Bollhalder

Mit der Selbständigkeit kann die FH Graubünden die Aus- und Weiterbildung sowie Forschung und Dienstleistung zugunsten der Gesellschaft, der Wirtschaft und der Verwaltung noch stärker fördern als bisher. Durch ihre Nischenstrategie und in Zusammenarbeit mit der regionalen Wirtschaft und den Forschungsinstitutionen hat «ünschi Fachhochschual» vor allem im Bereich der Technik in den letzten sechs Jahren innovative und schweizweit einzigartige Studienangebote entwickelt. Diese haben zu einem über 70-prozentigen Zuwachs bei den Neustudierenden und zu insgesamt 1820 Bachelor- und Masterstudierenden geführt.

Die neue Selbständigkeit fordert die FH Graubünden heraus – und ist gleichzeitig Chance und Verpflichtung. In ihrer neuen Rolle kann die Fachhochschule die Bedürfnisse der Studierenden, der Wirtschaft und der Verwaltung noch schneller in innovative Studienangebote integrieren. Sie kann agiler und flexibler handeln als bisher. Und deshalb wird sie den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Dabei gilt es jedoch zu bedenken, dass mit den vorhandenen Mitteln nicht alle Erwartungen erfüllt werden können. Wir streben aber ein Optimum an. Der Erfolg hängt auch von der wirtschaftlichen Situation sowie den durch die FH Graubünden zu erwirtschaftenden Werten ab. Nicht alles wird möglich sein, aber es wird neue technische Angebote geben und weiteren neuen Disziplinen und Fachbereichen wird der Weg geöffnet. Für die FH Graubünden ist dies eine Notwendigkeit, da auch eine Hochschule mit knappen Mitteln das Portfolio sinnvoll nach wirtschaftlichen Grundsätzen gestalten muss.

Kantonale Vorgaben und regionale Bedürfnisse

Bei der Weiterentwicklung ihrer Inhalte orientiert sich die FH Graubünden an der Hochschul- und Forschungsstrategie des Kantons Graubünden sowie dem für jeweils vier Jahre definierten Leistungsauftrag des Kantons. Die Hochschul- und Forschungsstrategie definiert dabei sechs sogenannte Profilfelder. In drei dieser Profilfelder übernimmt die FH Graubünden eine führende Rolle – und baut diese in den nächsten Jahren noch weiter aus. Im Bereich «Tourismus & Wirtschaft» sind dies die Disziplinen Management und Tourismus. Im Profilfeld «Schlüsseltechnologien» übernimmt die Fachhochschule mit ihren Studienangeboten Photonics sowie Mobile Robotics eine Vorreiterrolle. Und im Bereich «Computational Sciences» schliesslich erhielt die FH Graubünden vom Kanton die Sonderprofessur Data Analytics, Visualization and Simulation (DAViS) zugesprochen, welche im vergangenen Jahr aufgebaut wurde. DAViS ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Fachhochschule und dem Schweizerischen Institut für Allergie- und Asthmaforschung (SIAF) in Davos in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Hochleistungsrechenzentrum (CSCS) in Lugano.

Aber auch in den übrigen vom Kanton definierten Schwerpunktbereichen leistet die FH Graubünden wichtige Beiträge. So bildet sie für das Profilfeld «Ressourcen und Naturgefahren» für den Kanton wichtige Fachkräfte im Bereich Hoch- und Tiefbau aus und rüstet diese für Brücken-, Strassen- oder Infrastrukturprojekte. Mit den Disziplinen Multimedia Production und Architektur schliesslich positioniert sich die FH Graubünden im Profilfeld «Kultur und Vielfalt» als starke Partnerin und auch im Bereich «Life Sciences» plant sie, künftig Schwerpunkte zu setzen.

In ihrer Absicht, für die Region stark, aber auch über die Kantonsgrenzen hinaus attraktiv zu sein, verfolgt die Fachhochschule den Weg, mit einmaligen innovativen Angeboten von sich reden zu machen. Neben den beiden Bachelorstudienrichtungen Digital Business Management und Service Design im Fachbereich «Wirtschaft und Dienstleistungen» hat sie deshalb auch in den technischen Fachbereichen je zwei neue oder stark überarbeitete Bachelorangebote auf den Markt gebracht. Mit dem vollständig überarbeiteten Bauingenieurstudium und einem jetzt selbständigen Architekturstudium fokussiert die FH Graubünden auf die Herausforderungen des Bauens im alpinen Raum.

Photonics Valley

Für die Region immer stärker von Bedeutung ist der Bereich «Photonics». So wurde das Bündner Rheintal aufgrund der hohen Dichte an Firmen, die in diesem Bereich tätig sind, auch schon als «Photonics Valley» bezeichnet. Die FH Graubünden hat diese Chance genutzt und zusammen mit rund 30 Unternehmen sowie Forschungsinstitutionen aus der Region das schweizweit einzigartige Bachelorstudium Photonics entwickelt. Der Praxisbezug, die Einbindung der Industrie und der Forschungsinstitutionen sind dabei ein grosser Vorteil.

Durch die wachsende Bedeutung der Robotik ergeben sich am Technologiestandort Schweiz interessante Geschäftsfelder. Ab Herbstsemester 2020 wartet die Fachhochschule mit Mobile Robotics mit einem weiteren zukunftsorientierten und in der Schweiz einmaligen Angebot auf. Im Zentrum der Ausbildung stehen die Konstruktion sowie die Elektronik- und Softwareentwicklung von mobilen Robotern. Auch in diesem Zusammenhang wurde mit bereits weit über 20 Unternehmen und Forschungsinstitutionen eine Vereinbarung abgeschlossen.

Erfolgreich dank Nischen

Die Ausrichtung auf Nischenangebote verhilft der FH Graubünden denn auch nicht nur über die Kantonsgrenzen hinaus zu mehr Beachtung. Trotz eines mehr als 20-prozentigen Rückgangs der 20-Jährigen zwischen 2012 und 2019 konnten mehr Bündnerinnen und Bündner für ein Studium in Chur gewonnen werden. Von insgesamt 1820 Studierenden stammen derzeit 360 aus Graubünden. Erwiesenermassen bleiben etwa zwei Drittel dieser Studierenden als Fach- und Führungspersönlichkeiten im Kanton. Zusätzlich bleiben aber auch ausserkantonale Studierende in Graubünden wohnhaft und finden hier als wichtige Fachkräfte eine Arbeit. Damit leistet die FH Graubünden einen wichtigen Beitrag gegen die Abwanderung und für den «Brain-Gain».

Diesen Weg will die FH Graubünden auch in Zukunft beschreiten. Im Vergleich zu metropolitanen Räumen verfügt die Bündner Fachhochschule über einen herausfordernden Standort. Wir wollen diese Situation aber auch künftig als Privileg betrachten, ganz im Wissen, dass wir ideenreicher sein sollen – ja müssen. Deshalb lebt die FH Graubünden Innovation und Agilität als bestimmende Faktoren. Die Technik wird bei dieser Pionierarbeit ein bestimmender und leitender Faktor sein und es künftig auch bleiben.

Beitrag von

Prof. Jürg Kessler
Rektor, Vorsitzender der Hochschulleitung