CO2-Bepreisung und Emissionen: Kausale Effekte der CO2-Steuer in Großbritannien
24. Mai 2023
Die Mehrheit der Ökonomen ist der Meinung, dass die Bepreisung von CO2-Emissionen (z.B. CO2-Steuer) den effizientesten Weg darstellt, die CO2-Emissionen durch marktbasierte Anreize zu reduzieren. Allerdings gestaltet sich die politische Implementierung eines effektiven CO2-Preises bisher schwierig. Zum Beispiel haben viele Emissionshandelssysteme in ihrer Anfangsphase unter Mängeln gelitten und Steuern sind im Allgemeinen unbeliebt, was die politische Durchsetzbarkeit einer wirksamen CO2-Steuer gefährdet. Emissionshandelssysteme wie in Kalifornien oder das EU-Emissionshandelssystem (EU-ETS) führten in der Regel zu niedrigen CO2-Steuern, die unter den sozialen Kosten von CO2-Emissionen lagen.
Aus diesem Grund bemühen sich viele Länder, ihre Emissionen durch eine (nicht koordinierte) nationale Klimapolitik zu reduzieren, häufig durch Subventionen für erneuerbare Energien. Allerdings scheitern sie in der Regel daran, ihre Klimaziele zu erreichen. Dies könnte einer der Gründe dafür sein, warum viele Länder derzeit nationale CO2-Steuern in ihren Klimaagenden diskutieren. In diesem Zusammenhang ist es wichtig, die Wirksamkeit einer CO2-Steuer bei der Emissionsminderung empirisch zu untersuchen, um die öffentliche Akzeptanz für eine solche Steuer zu fördern und die Länder bei der Umsetzung konkreter Massnahmen zu unterstützen.
Im Jahr 2013 führte Grossbritannien neben dem EU-ETS eine nationale CO2-Steuer namens "Carbon Price Support" für den Energiesektor ein. In den folgenden Jahren gab es zwei signifikante Erhöhungen. Die Hauptmotivation für den "Carbon Price Support" lag in einem weitgehend unwirksamen niedrigen Preis im EU-ETS. Der Fall Grossbritanniens ist von Bedeutung, da es das erste europäische Land ist, das eine deutlich höhere CO2-Steuer für seinen Energiesektor eingeführt hat. Während viele Länder über Strategien zum schrittweisen Ausstieg aus der Kohleenergie durch Verbote diskutieren (z. B. Deutschland), ist der Anteil der Kohle im britischen Strommix von 39 % im Jahr 2012 auf einen vernachlässigbar geringeren Anteil (0,2 %) im Jahr 2019 gesunken, und die Gesamtemissionen sind um 64 % zurückgegangen.
Eine Studie mit Beteiligung der FH-Graubünden schätzt, dass die Einführung der CO2-Steuer im britischen Energiesektor im Jahr 2013 sowie deren zwei anschliessende Erhöhungen in den Jahren 2014 und 2015 innerhalb von nur drei Jahren zu einem erheblichen Rückgang der CO2-Emissionen aus der Stromerzeugung um 26% (oder 38,6 MtCO2) geführt haben. Um den kausalen Effekt zu untersuchen, wurden Diskontinuitäten in der Stromerzeugung aufgrund der Einführung der CO2-Steuer untersucht. Zudem wurde ein detaillierter Datensatz der stündlichen Emissionen aller britischen fossil betriebenen Kraftwerke (Kohle und Gas) verwendet. Durch die CO2-Steuer wurden die Grenzkosten der Kraftwerke je nach ihrer Emissionsintensität verändert, was zur Verdrängung umweltschädlicher Kohlekraftwerke vom Markt führte. Gleichzeitig übernahmen "sauberere" Gaskraftwerke einen beträchtlichen Anteil der dadurch entstandenen Produktionslücke.
Die Ergebnisse unserer Studie deuten darauf hin, dass selbst eine moderat ausgelegte CO2-Steuer zu einem deutlichen Rückgang der Emissionen im Stromsektor führen kann. Dadurch wird die Idee einer marktbasierten Klimapolitik, wie beispielsweise einer CO2-Steuer, als eine sinnvolle politische Option unterstützt.
Die vollständige Studie ist hier verfügbar: