Forschungsprojekt beleuchtet Herkunftsreisen in die Alpen
16. Mai 2025
Mit Papst Leo XIV. rückt ein Name ins Rampenlicht, der in Graubünden seit Jahrhunderten bekannt ist: Prevost. Während das Kulturarchiv Oberengadin familiäre Spuren bis ins 19. Jahrhundert verfolgt, verweist die Wahl des neuen Pontifex auch auf ein wachsendes Phänomen, das an der Fachhochschule Graubünden erforscht wird – den Ahnentourismus. Immer mehr Menschen reisen auf der Suche nach ihren Wurzeln dorthin, wo ihre Vorfahren einst lebten.
Der neue Papst Leo XIV. heisst mit bürgerlichem Namen Prevost – ein Name, der in Graubünden seit Jahrhunderten belegt ist. Das Kulturarchiv Oberengadin besitzt zahlreiche Quellen zu Persönlichkeiten dieses Namens. «Ein Prevost war im 19. Jahrhundert sogar Abt. Die Vorfahren von Papst Leo XIV. stammen aus Italien und Frankreich – gut möglich, dass es ausgewanderte Bündner waren», erklärt Dr. Kurt Gritsch vom Kulturarchiv Oberengadin. Die Wahl von Papst Leo XIV. lenkt den Blick auf ein Thema, das das Institut für Tourismus und Freizeit derzeit wissenschaftlich untersucht: den sogenannten Ahnentourismus. Dieses junge touristische Segment richtet sich an Menschen, die familiäre Wurzeln in bestimmten Regionen haben und auf Reisen gehen, um mehr über ihre Herkunft und Identität zu erfahren. Gemeinsam mit Partnern aus Kultur und Tourismus wollen die Forschenden dieses Potenzial systematisch erschliessen. «Mit unserem Projekt verbinden wir kulturelles Storytelling, genealogische Forschung und innovative Technologien, um neue, emotional aufgeladene Reiseerlebnisse in Graubünden zu ermöglichen», sagt Projektleiterin Onna Rageth. Ziel ist es, historische Inhalte aus Archiven in touristische Angebote zu überführen – etwa durch Porträts von Herkunftsorten, Plattformen zur Namenssuche oder Formate zur lokalen Geschichte von Auswandererfamilien.
Herkunft erlebbar machen
Aktuell arbeiten die Forschenden an einer wissenschaftlichen Studie, die die Bedürfnisse und Erwartungen von Gästen mit Interesse an Ahnentourismus untersucht. Erste Ergebnisse werden noch im Laufe dieses Jahres erwartet. Ausserdem sucht das Projektteam zusammen mit seinen Partnern – darunter das Kulturarchiv Oberengadin – weitere Archive und historische Institutionen, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. «Viele Archive besitzen wertvolle Quellen, die in diesem Kontext neu gedacht, digitalisiert und öffentlich wirksam eingesetzt werden könnten», sagt Dr. Mauro Gotsch, der im Projekt für die digitale Angebotsgestaltung verantwortlich ist.
Die Ergebnisse der laufenden Vorstudie sollen aufzeigen, welche Zielgruppen besonders affin für Herkunftsreisen in die Schweiz sind, über welche Kanäle sie sich informieren – und welche Inhalte sie berühren. Darauf aufbauend plant das Projektteam, gemeinsam mit Pilotdestinationen erste digitale und analoge Angebote zu entwickeln, die persönliche Familiengeschichte mit regionalem Kulturerbe erlebbar machen. Im Sinne eines Beitrags zum touristischen Strukturwandel im Alpenraum – unter dem Leitmotiv: Kultur ist der Schnee der Zukunft.
Praxisorientierte Forschung
Durch angewandte Forschung und praxisnahe Entwicklungsprojekte trägt das Institut für Tourismus und Freizeit zur Weiterentwicklung des Tourismus bei. Insbesondere der Revitalisierungsprozess des Schweizer und Bündner Tourismus wird aktiv begleitet. Zu diesem Zweck werden die Forschungsfelder «Digitale Transformation im Tourismus», «Tourismus- und Freizeitinfrastrukturen» sowie «Touristische Lebensräume» bearbeitet.
Weitere Details
- Link zur Umfrage zum Thema Ahnentourismus: survey.fhgr.ch/925833?lang=de
- Mehr zum Institut für Tourismus und Freizeit: fhgr.ch/itf
- Mehr zum Kulturarchiv Oberengadin: kulturarchiv.ch/kulturarchiv-oberengadin
Weitere Auskünfte
Fachhochschule Graubünden
Als Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset prägt sie die Zukunft. Die Studienangebote orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2200 Studierenden bildet sie zu verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus und weiter. Die Hochschule bietet Angebote in den Bereichen «Architektur und Bauingenieurwesen», «Medien, Technik und IT» sowie «Wirtschaft, Dienstleistung und Informationswissenschaft» an. In ihrer inter- und transdisziplinären Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln. Mit ihren Tätigkeiten trägt die FH Graubünden zum Erfolg und zur Wettbewerbsfähigkeit von Individuen, Institutionen und Regionen bei. Hierfür ist sie in der Region verankert, in der Schweiz von Bedeutung und strahlt international aus.