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Energieforschungsgespräche Disentis 2023

Alpine Photovoltaik im Fokus

23. Februar 2023

Die Energieforschungsgespräche Disentis, welche jährlich von der Stiftung Alpines Energieforschungscenter (AlpEnForCe) zusammen mit der Fachhochschule Graubünden (FHGR) organisiert werden, bringen Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um Lösungsansätze zu aktuellen Energiethemen aus wissenschaftlicher Sicht aufzuzeigen und in einem transdisziplinären Umfeld zu diskutieren.

Die Energieforschungsgespräche Disentis, welche jährlich von der Stiftung Alpines Energieforschungscenter (AlpEnForCe) zusammen mit der Fachhochschule Graubünden (FHGR) organisiert werden, bringen Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft und Praxis zusammen, um Lösungsansätze zu aktuellen Energiethemen aus wissenschaftlicher Sicht aufzuzeigen und in einem transdisziplinären Umfeld zu diskutieren. 

Das Hauptthema der 8. Energieforschungsgespräche Disentis war mit der Photovoltaik in den Alpen sowohl aus wissenschaftlicher als auch energie- und regionalpolitischer Sicht brandaktuell. Dies verdeutlicht auch die Medienresonanz zum diesjährigen Anlass, der wiederum in hybrider Form und mit einem vielfältigen Programm durchgeführt wurde. Dieses Format bewährte sich einmal mehr, fanden sich doch gegen 100 Teilnehmende zur Podiumsdiskussion mit Regierungsrat Marcus Caduff und weiteren Vertretern aus Politik und Energiewirtschaft im Kloster Disentis ein, während sich ein Grossteil der insgesamt fast 200 Angemeldeten jeweils online über Youtube oder Zoom zuschaltete. Unter den Teilnehmenden vor Ort löste der wissenschaftliche Teil mit über 30 Präsentationen angeregte Diskussionen aus, was der Grundidee der Energieforschungsgespräche entspricht: Es wurde ausgiebig und vertieft miteinander über aktuelle Energiethemen gesprochen. 

Der Photovoltaik in den Alpen war der Grossteil des zweiten Konferenztages gewidmet. Zuerst wurde das Spannungsfeld der alpinen Photovoltaikanlagen von Personen aus dem wissenschaftlichen Umfeld aus verschiedenen Blickwinkeln auf die Landschaft und modell-basierte Szenarien beleuchtet. Aurelia Kogler vom Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF) der FHGR trug dazu mit Denkanstössen zu Landschaft und Tourismus bei, die es im Zusammenhang mit dem Bau von PV-Analgen in den Alpen zu berücksichtigen gilt. Der anschliessenden interdisziplinären Diskussion folgten Beiträge von Leuten aus der Praxis zur Implementierung von Freiflächenanlagen in den Alpen. Diese umfassten Ausführungen zur Sicht der Landwirtschaft, zur Biodiversität und dem Einbezug lokaler Anspruchsgruppen, aber auch die Sicht des Projektleiters einer geplanten PV-Anlage. Dem vorangegangen waren am ersten Tag juristische Ausführungen von Markus Schreiber von der Universität Luzern zur Bundesgesetzgebung bezüglich der Solarstromerzeugung und deren von der Politik angestrebtem Ausbau in den Alpen sowie weitere Beiträge in einer der wissenschaftlichen Parallelsessions. Der thematische Schwerpunkt wurde abgeschlossen mit der bereits erwähnten Podiumsdiskussion unter der Leitung des AlpEnForCe-Geschäftsführers Ivo Schillig und den ausgiebigen Diskussionen während des anschliessenden Apéros und des Conference Dinners.

Neben der Photovoltaik wurde an dieser traditionell sehr breit angelegten interdisziplinäreren Tagung auch eine ganze Palette unterschiedlichster Themen aus der aktuellen Energieforschung. Diese reichten von sicherheitstechnischen Fragestellungen und der Fettabscheidung in einem Tourismusgebiet über energie- und klimapolitische Analysen und modellbasierten Abschätzungen des Windpotenzials bis hin zur Frage um Anreize fürs Energiesparen und der Einbettung der gesamten Thematik in die globale Herausforderung der nachhaltigen Entwicklung. Dazu leisteten auch Forschende des ZWF ihren Beitrag. Adhurim Haxhimusa verdeutlichte mit Hilfe seiner ökonometrischen Analysen anhand des Beispiels von Spanien, dass der Ersatz von Kohle in der Stromproduktion nicht nur die gewünschten Auswirkungen im Energiesystem des Landes und auf die CO2-Emissionen in Europa haben, sondern auch zu Verlagerungseffekten im In- und Ausland führen können, die es bei der Ausgestaltung von Politikmassnahmen und der diese unterstützenden Forschung zu berücksichtigen gilt. Die von Andreas Nicklisch organisierte und moderierte verhaltensökonomische Session war monetären und nicht-monetären Anreizen fürs Energiesparen gewidmet. Die vier Beiträge und die anschliessende Diskussion drehten sich um die Bedeutung und die begleitenden Effekte des Nudging mit Hinblick auf die Akzeptanz von regulatorischen Eingriffen. Das Thema ruft, insbesondere im Zusammenhang mit dem künftigen Einsatz von Smartmetern in der Schweiz, nach einer engen Zusammenarbeit von Praxis und Wissenschaft, vor allem wenn es um die Analyse der Daten und die Interpretation des Verhaltens von Stromkunden- und -kundinnen geht.

Das Referat von Werner Hediger in der Clossing Session einer Einordnung der Energiewende in den Kontext der nachhaltigen Entwicklung, also einem der übergeordneten Ziele der globalen Staatengemeinschaft, das auch in der Schweizer Bundesverfassung verankert ist. Dies führte zur Kernaussage, dass die Energiewende zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt, wenn Projekte und Massnahmen konsequent unter Berücksichtigung ihres Beitrags zur nachhaltigen Entwicklung auf lokaler bis globaler Ebene ausgestaltet und umgesetzt werden.