Projekt auf einen Blick
In den vergangenen Wintern wurden die Aktivitäten auf den gefrorenen Seen des Oberengadins von tragischen Vorfällen überschattet, welche die empirische Methode zur Freigabe der Seen in Frage stellten. Daher soll das Deformationsverhalten von Seeeis in Feld- und Laborversuchen genauer untersucht werden.
Projekt
Ausarbeitung einer regionalen Klimaanpassungsstrategie im Zusammenhang mit Seeeisfragen im OberengadinLead
Zentrum für Angewandte Glaziologie Mehr über Zentrum für Angewandte GlaziologieProjektleitung
Lifa Imad Mehr über Lifa ImadBeteiligte
Zentrum für Angewandte Glaziologie, AF Toscano St. Moritz, EPFL, EAWAG, Institut für Bauen im alpinen Raum, GeoGrischa VermessungenTeam
Braun-Badertscher Seraina Mehr über Braun-Badertscher SerainaForschungsfelder
Angewandte Glaziologie Mehr über Angewandte Glaziologie Alpine Infrastrukturbauten Mehr über Alpine InfrastrukturbautenAuftrag/Finanzierung
Gemeinden St. Moritz, Silvaplana, Sils, Bregaglia, Amt für Wirtschaft und Tourismus, Innovationsfond GraubündenDauer
Oktober 2016 – September 2020
Projektziel
Für die Erarbeitung einer Klimaanpassungsstrategie wurden folgende Stossrichtungen definiert:
- Optimierung der Grundlagen
- Besseres Verständnis der Eisbildung, Aufbau eines Datenarchivs
- Erarbeitung der Grundlagen zum Thema Methangas
- Belastungsversuche zur Bestimmung der Tragfähigkeit der Eisdecke unter wärmeren Klimabedingungen
- Technische Massnahmen
- Optimierung der Infrastruktur unter wärmeren Klimabedingungen
- Bereitstellung von Massnahmen für die technische Eisbildung
- Entwicklung eines Methangas-Handlings
- Optimierung der Kommunikation und Koordination, Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts
- Durchführung einer Sicherheitsanalyse mit Ableitung von gemeinsamen Massnahmen
- Festlegung des Umgangs mit Versicherungen
- Klärung der juristischen Aspekte
- Gästeinformation
Zwischenstand
Die nun schon im fünften Winter gemeinsam durchgeführten Eisdicken- und Radarmessungen – verbunden mit dem Aufbau eines gemeinsamen Datenarchivs – haben sich bewährt. Das gemeinsam betriebene geographische Informationssystem erweist sich als stabil und praxistauglich.
Erstmalig konnte mit einem Eisbildungsexperiment in Kombination mit dem Einsatz von Geotextilien die Tragfähigkeit der Eisdecke erhöht und mit Belastungs- und Biegeversuchen experimentell überprüft werden. Damit wurden die Grundlagen geschaffen, um Schwachstellen – wie bspw. die Eisschicht unter einem warmen Küchenzelt – gezielt zu stärken.
Die Wasserprobenentnahmen in unterschiedlichen Tiefen zur Identifikation von Methangas wurden weitergeführt. Die Entstehung von Löchern in der Eisdecke ist nach neusten Erkenntnissen nicht auf Methangas, sondern eher auf statische Probleme im Zusammenhang mit rasch ablaufenden Spannungsumverteilungen zurückzuführen.
Das neu entwickelte Oberflächentestverfahren mit Radar und Wärmebildern kam auch dieses Jahr beim White Turf (Pferderennen auf dem gefrorenen St. Moritzersee) wieder erfolgreich zum Einsatz. So konnte kurz vor diesen Sportevents die Tragfähigkeit der Oberflächenschicht über der Eisdecke in Bezug auf potenzielle Einflüsse von kurzfristig auftretenden kritischen Wasseransammlungen zuverlässig beurteilt werden.
Das Projektziel – die Erarbeitung einer Klimaanpassungsstrategie zur langfristigen Sicherung der für das Oberengadin wichtigen Wintersportanlässe – scheint erreichbar zu sein..
Umsetzung
Die laufenden Untersuchungen werden kontinuierlich bei der Vorbereitung der Wintersportanlässe auf den gefrorenen Seen – namentlich Poloturnier, White Turf und Engadiner Skimarathon – berücksichtigt.
Resultate
Die äusserst wichtigen Eisdickenbohrungen der Werkgruppen werden in Zukunft mithilfe des Eisprognosemodells, welches das tägliche Eiswachstum anhand der Meteodaten des Flugplatzes Samedan abschätzen kann, zur Erstellung von tagesaktuellen Eisdickenkarten eingesetzt. Damit werden die Entscheidungsgrundlagen inhaltlich wesentlich verbessert und einfacher lesbar.
Neu ist nun eine Oberengadiner Seeeis-Kommission entstanden, womit einerseits für alle Beteiligten hohe Rechtssicherheit und andererseits seitens der Öffentlichkeit (Einheimische und Gäste) Vertrauen dank koordiniertem Vorgehen entsteht.
Die Ergebnisse des ersten Eisbildungsexperiments sollen zur gezielten Eisbildung genutzt und präzise analysiert werden. Die daraus gewonnenen Erfahrungen können die Grundlage für ein Betriebskonzept bilden, welches die kurz- und langfristigen Klimaanpassungsmöglichkeiten aufzeigt und jederzeit eingesetzt werden kann.
Team
Das Projekt wurde zudem von nachfolgenden Personen unterstützt:
- Christine Levy
- Hannah Chmiel
- Damien Bouffard
- Laura Otth
- Markus Berweger