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Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der HTW Chur
Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der FH Graubünden

Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der FH Graubünden

Im Jahr 2015 hat die FH Graubünden zu 410 Vollzeitstellen im Kanton Graubünden geführt. Der Kanton profitierte im vergangenen Jahr von der FH Graubünden mit einer Bruttowertschöpfung von 41 Mio. Franken. Die Bündner Fachhochschule bringt ihren Studierenden und Wirtschaftspartnern einen hohen Nutzen und «rentiert» volkswirtschaftlich, indem pro Beitragsfranken durch den Kanton Graubünden zusätzliche Beiträge von 1.70 Franken in den Kanton fliessen. Pro kantonalem Beitragsfranken resultiert das 3,5-fache an Bruttowertschöpfung – der kantonale Arbeitsmarkt und die kantonale Innovationskraft werden gestärkt. Diese «Rentabilität» basiert auf der Feststellung, dass der externe Mittelzufluss und die Wertschöpfungseffekte die eingesetzten Mittel Graubündens – Kantonsbeitrag und Beiträge von Dritten im Rahmen von WTT-Projekten – übersteigen. Die Kosten der Angebotserstellung sind durch den volkswirtschaftlichen Effekt mehr als gedeckt. Addiert mit den volkswirtschaftlichen Effekten aus der Nutzung der FH Graubünden (im Jahr 2009 untersucht und damals teilweise quantifiziert), steigt die gesamtwirtschaftliche Produktivität der FH Graubünden weiter an.

Text: Arno Arpagaus / Bild: Arno Arpagaus, Ernst Basler + Partner

Ernst Basler + Partner und die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) haben 2011 die regionalwirtschaftliche Bedeutung der FH Graubünden für das Jahr 2009 untersucht und quantifiziert. Die umfangreiche Studie berücksichtigte die regionalwirtschaftlichen Effekte aus Angebotserstellung und Nachfrage nach den Leistungen der FH Graubünden. Nun liegen die Werte von Ernst Basler + Partner für das Jahr 2015 vor.

 

Bruttowertschöpfung

Die nun aktualisierte Untersuchung für das Jahr 2015 berücksichtigt die regionalwirtschaftlichen Effekte aus der Angebotserstellung ohne die Leistungen. Es sind dies Neuberechnungen von direkten, indirekten und induzierten – konsumseitigen – regionalwirtschaftlichen Beschäftigungseffekten und der Bruttowertschöpfung für den Kanton Graubünden durch den Betrieb der FH Graubünden sowie die Analyse der aktuellen regionalwirtschaftlichen Wirkung der Beiträge aus öffentlicher Hand an die FH Graubünden.

Der direkte Effekt entspricht der Wertschöpfung, welche die FH Graubünden generiert; die indirekten Effekte werden durch Vorleistungsbezüge der Bündner Fachhochschule im Kanton Graubünden ausgelöst. Indirekte und induzierte Effekte können auch als sogenannte Zweit- und Drittrundeneffekte entlang der kantonalen Wertschöpfungskette bezeichnet werden. Ein Beispiel für indirekte Effekte könnte folgendes sein: Die FH Graubünden bezieht im Liegenschaftsunterhalt lokale Leistungen. Das damit beauftragte Unternehmen generiert aus dem Auftrag Wertschöpfung, benötigt aber seinerseits ebenfalls Vorleistungen, welche lokal bezogen werden (2. Runde). Aus diesen Vorleistungen fällt wiederum Wertschöpfung an und es werden abermals Vorleistungen benötigt (3. Runde). Die zusätzliche Wertschöpfung und die Vorleistungen werden mit jeder Runde kleiner. Zur Berechnung der indirekten Effekte wurde die kantonale Wirtschaftsstruktur berücksichtigt, da diese anzeigt, welche Vorleistungen im Kanton bezogen werden können.

Induzierte Effekte – auch Konsumeffekte – sind Effekte, die durch den Konsum im Kanton Graubünden aufgrund von Löhnen ausgelöst werden, welche die FH Graubünden in den Kanton Graubünden auszahlt, sowie aufgrund des Konsums durch Studierende, welche als Tages- und Wochenaufenthalter/innen im Kanton weilen. Es wird damit eine gleiche Kette wie bei den indirekten Effekten angeschoben. Der Gesamteffekt entsteht aus der Summe der direkten, der indirekten und der induzierten Effekte.

Die Abbildung zeigt die addierten Wirkungen aus den beschriebenen Wirkungsketten von direkten, indirekten und induzierten Effekten. Die FH Graubünden bringt viele Impulse in das kantonale Wertschöpfungssystem ein.
Die Abbildung zeigt die addierten Wirkungen aus den beschriebenen Wirkungsketten von direkten, indirekten und induzierten Effekten. VZÄ steht für Vollzeitäquivalent und ist das statistische Mass für 100%-Stellen. Es ergibt sich aus der Addition aller Arbeitsleistungen.
Die Abbildung zeigt die Ablösung von der Funktion als Beschäftigungstreiberin zugunsten einer Funktion als Wertschöpfungstreiberin. Die Werte aus dem Jahr 2009 entsprechen den publizierten Werten. Eine Nachberechnung für 2009 würde dies auch mit korrekt berechneten Beschäftigungseffekten bestätigen, allerdings in leicht geringerem Ausmass (d. h. der Beschäftigungseffekt 2009 wäre niedriger).

Der kantonale Bruttowertschöpfungseffekt der FH Graubünden betrug im Jahr 2015 

41 Mio. Franken. Mit einem Franken Bruttowertschöpfung der FH Graubünden für den Kanton Graubünden sind zusätzliche 1.70 Franken Bruttowertschöpfung in der übrigen Wirtschaft verbunden. Die Funktion der Bündner Fachhochschule als Wertschöpfungstreiberin für den Kanton Graubünden hat sich seit 2009 verstärkt.

 

Beschäftigungseffekte

Der kantonale Beschäftigungseffekt der FH Graubünden entsprach im Jahr 2015 einer Zahl von 410 Vollzeitäquivalenten (1) (VZÄ). Auf eine Vollzeitstelle an der Bündner Fachhochschule entfallen 0,9 weitere Vollzeitbeschäftigte in der übrigen Wirtschaft. Die nachgelagerten Effekte entstehen durch Vorleistungsbezüge der FH Graubünden (53 %) und durch Konsum (Löhne FH Graubünden-Personal und Konsum Studierende) (47 %).

Der Faktor 0,9 ergibt sich aus dem Verhältnis der indirekten und induzierten Beschäftigung mit 195 VZÄ zur direkten Beschäftigung der FH Graubünden mit 215 VZÄ (2). Im Jahr 2009 lag dieses Verhältnis deutlich höher – es hat sich zwischenzeitlich verringert. Der Grund: Die Bündner Fachhochschule hat ihre Funktion als Beschäftigungstreiberin reduziert und sich zur Wertschöpfungstreiberin entwickelt. Diese Verschiebung hat bewirkt, dass die Wertschöpfung pro zusätzlicher/zusätzlichem Beschäftigten höher ausfällt, was einer Steigerung der Produktivität entspricht.

 

Steuereffekt

Der durch die FH Graubünden ausgelöste Gesamtsteuereffekt im Kanton Graubünden wird für das Jahr 2015 auf gesamthaft 4,3 Mio. Franken geschätzt. Der Anteil der Kantonssteuern betrug 53 % respektive 2,3 Mio. Franken; 47 % resp. 2,0 Mio. Franken der Steuererträge flossen an die Gemeinden. Unter Verrechnung der angefallenen Kantonssteuern haben im Jahr 2015 die kantonalen Mittel an die FH Graubünden netto 9,7 Mio. Franken betragen. Diese Berechnung ist in dieser Form neu und lag für das Jahr 2009 nicht vor. Von jedem Franken zusätzlicher Bruttowertschöpfung in Graubünden fliessen ein Teil als Kantons- und Gemeindesteuern ab. Aufgrund des ermittelten kantonalen Durchschnittswerts dieses Mittelabflusses in die öffentlichen Haushalte wurde, auf Basis der berechneten Bruttowertschöpfung von 41 Mio. Franken, der Mittelzufluss zu den Gemeinden und zum Kanton berechnet. Der Steuerrückfluss an den Kanton und die Gemeinden reduziert den tatsächlichen Beitrag an die FH Graubünden netto auf nur noch 9,7 Mio. Franken.

 

Vergleich der Jahre 2009 und 2015

Beim direkten Vergleich der beiden Berechnungsjahre ist Vorsicht geboten, da für das Jahr 2009 ein überschätzter Beschäftigungseffekt aufgrund einer zu tief angenommenen Produktivität resultierte – dies aufgrund der Umstellung des Bundesamtes für Statistik von der Betriebszählung BZ auf die Unternehmensstatistik STATENT (3).

Die FH Graubünden hat sich in den vergangenen sechs Jahren stark entwickelt und die kantonale Wirtschaft hat sich gegenüber 2009 ebenfalls verändert. Die Beschäftigung, die Vorleistungsbezüge und die Einkommenszahlungen durch die FH Graubünden sind seit 2009 angestiegen. Die Berechnungen ergaben Anteilsverschiebungen in der Mittelherkunft der FH Graubünden. Die gesamtwirtschaftliche Produktivität der FH Graubünden ist dabei gestiegen.

 

Von der Beschäftigungs- zur Wertschöpfungstreiberin

Die FH Graubünden hat sich seit 2009 von einer Beschäftigungs- zu einer Wertschöpfungstreiberin entwickelt. Der kantonale Wertschöpfungsmultiplikator, d. h. der Faktor, wieviel Wertschöpfung aus einem Franken kantonalem Beitrag an die FH Graubünden entsteht, hat sich mehr als verdoppelt. Die nachgelagerte Beschäftigungswirkung der Bündner Fachhochschule hat aufgrund von Produktivitätsfortschritten in der Bündner Wirtschaft seit der Analyse im Jahr 2009 abgenommen. Die FH Graubünden generiert heute zwar eine geringere, dafür jedoch produktivere Beschäftigung, was die kantonale Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

 

Volkswirtschaftliche «Kosten» und «Nutzen»

Die öffentlichen Beiträge zeigen den ursprünglichen Input des Kantons zugunsten der FH Graubünden. In der Mitte wird der erste Nutzeneffekt erkennbar: Die kantonalen Beiträge lösen einen deutlichen Mittelzufluss aus. In Rot ist der aggregierte Nutzen in Form von Bruttowertschöpfung dargestellt, welcher sich aus den Impulsen durch kantonale Mittel und zusätzliche zufliessende Mittel ergibt. Diese Effizienz des eingesetzten Steuerfrankens ist wohl kaum durch andere öffentliche Ausgaben zu erreichen.

Ursachen hierfür sind:

  • Impulswirkungen aus der Angebotserstellung, welche im Kanton – und nicht ausserhalb des Kantons – anfallen;
  • ausgelöster Mittelzufluss durch den Bund und andere Kantone;
  • Anziehen einer Tages- und Wochenbevölkerung, welche Konsum im Kanton tätigt.

Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Angebotserstellung der FH Graubünden für den Kanton Graubünden zu einem positiven Saldo führt, indem

  • die Bruttowertschöpfung dem Dreifachen der eingesetzten kantonalen Mittel (12 Mio. Franken/Jahr) entspricht
  • die kantonalen Mittel weitere 20 Mio. Franken Mittelzufluss an die FH Graubünden auslösen
  • die Bruttowertschöpfung alle eingesetzten öffentlichen Mittel um 9,0 Mio. Franken resp. 28 % übertrifft
  • die regionalwirtschaftliche Mitteleffizienz seit 2009 aufgrund von Strukturanpassungen und Produktivitätsfortschritten im Kanton Graubünden sowie Anteilsverschiebungen in der Mittelherkunft der FH Graubünden angestiegen ist.

Der volkswirtschaftliche Nutzen der FH Graubünden übersteigt die Kosten der Bündner Fachhochschule sehr deutlich. Die Mittel werden effizient eingesetzt. Die FH Graubünden hat sich zu einer Wertschöpfungstreiberin entwickelt. Sie unterstützt die kantonale Strukturentwicklung. Die Analysen ergeben zudem, dass sich die FH Graubünden in eine nutzenbringende Richtung entwickelt hat. (Siehe auch die Infografik «Von der Beschäftigungs- zur Wertschöpfungstreiberin»)

Verweise

(1) Vollzeitäquivalente geben an, wie viele Vollzeitstellen sich rechnerisch bei einer gemischten Personalbelegung mit Teilzeitbeschäftigten ergeben. Ees handelt sich um eine hypothetische Grösse, die besagt, wie hoch die Zahl der Erwerbstätigen wäre, wenn es nur Vollzeitarbeitsplätze gäbe.

(2) Dabei handelt es sich um 225 Festangestellte und ca. 130 Lehrbeauftragte.

(3) Die Statistik der Unternehmensstruktur STATENT liefert zentrale Informationen zur Struktur der Schweizer Wirtschaft (z.B. Anzahl Unternehmen, Anzahl Arbeitsstätten, Anzahl Beschäftigte in VZÄ, beschäftigte Männer und Frauen usw.). Die STATENT ersetzt die Betriebszählung (BZ).

Beitrag von

Arno Arpagaus

Verwaltungsdirektor