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Spagat zwischen Theorie und Praxis
Spagat zwischen Theorie und Praxis

Spagat zwischen Theorie und Praxis

Antonia Hidber ist seit November 2012 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im kleinen Team am Zentrum für Verwaltungsmanagement ZVM. Sie unterrichtet zudem «Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 1». Gleichzeitig absolviert sie ein konsekutives Master-Studium an der Hochschule Luzern.

Text: Karin Huber / Bild: Yvonne Bollhalder

Antonia Hidber, ein Job an der FH Graubünden und ein Studium in Luzern, das ist doch eine eher ungewöhnliche Konstellation…
Dass man an einer Hochschule arbeitet und an einer anderen Hochschule studiert? Stimmt, das ist wohl tatsächlich nicht ganz üblich. Das hat sich so ergeben. Nach meiner Verwaltungslehre studierte ich an der FH Graubünden berufsbegleitend Betriebsökonomie und schloss das Bachelor-Studium mit der Vertiefung «Leadership» ab. Dann arbeitete ich zunächst als Projektleiterin in der Regionalplanung, bevor ich als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an die FH Graubünden wechselte.

Ein knappes Jahr später erhielt ich die Möglichkeit, in die Lehrtätigkeit einzusteigen und das Fach «Allgemeine Betriebswirtschaftslehre 1» im Bachelor-Studiengang Betriebsökonomie zu unterrichten. Diese für mich neue Aufgabe war vor allem zu Beginn sehr herausfordernd. Gespräche mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen, aber auch der CAS in Hochschuldidaktik, den ich parallel dazu besuchte, gaben mir aber viele wertvolle Inputs. Aktuell absolviere ich zudem an der Hochschule Luzern den Master of Science in Business Administration mit Vertiefung Public- und Nonprofit Management.

Warum studieren Sie denn in Luzern?
Weil die FH Graubünden dieses Vertiefungsstudium nicht anbietet. Sie unterstützt mich jedoch in meinem Studium, auch in zeitlicher Hinsicht. Dass vor allem mein Vorgesetzter, Ursin Fetz, stark hinter meinem Auswärtsstudium steht, ist für mich ebenfalls ein Glücksfall. Ich musste mein Pensum am ZVM jedoch reduzieren, sonst wäre der wöchentliche Spagat zwischen Theorie und Praxis für mich nicht machbar.

Und nach dem Master-Studium steigen Sie wieder voll am ZVM ein?
Das ist so vorgesehen, ja. Vor allem kann ich mein neues methodisches wie auch inhaltliches Wissen sehr gut ins ZVM einbringen, natürlich auch bereits während des Studiums. Ich freue mich aber, nach Abschluss des Studiums, wieder mehr Verantwortung übernehmen zu können.

 

Das Team, dem Sie angehören, ist mit sechs Mitarbeitenden eher klein. Was sind Ihre Aufgaben?
Ein kleines Team hat viele Vorteile, unter anderem ist die Kommunikation schnell und die Wege sind kurz. Neben meinem Unterricht arbeite ich mit unserem Team beispielsweise an Dienstleistungsprojekten für die öffentliche Verwaltung oder Nonprofit-Organisationen oder an Forschungsprojekten aus dem gleichen Tätigkeitsgebiet.

Was kann man sich darunter vorstellen?
Nehmen wir als Beispiel das Dienstleistungsprojekt für «glow. das Glattal». «glow» ist das regionale Gefäss von acht Gemeinden des Zürcherischen Glatttals. Das ZVM hatte den Auftragerhalten, die Neuorientierung des Vereins zu begleiten. Dazu gehörte unter anderem die Analyse der Ausgangslage. Dafür führten wir Interviews mit den Gemeinde- respektive Stadtpräsidenten und -präsidentinnen und ihren Gemeinderats- oder Stadtratsschreibenden und befragten zusätzlich mittels eines schriftlichen Fragebogens alle Exekutivmitglieder der acht Gemeinden. An einem Workshop, zu dem alle Exekutivmitglieder eingeladen waren, wurden darauf aufbauend die strategischen Stossrichtungen für die künftige Entwicklung erarbeitet. Meine Aufgabe war dabei einerseits die Datenrecherche für die Ist-Analyse sowie die Auswertung und Aufbereitung der Befragung. Andererseits fielen verschiedenste Arbeiten bei der Vorbereitung und Durchführung des Workshops an.

Eine grössere Sache war die Entwicklung des Fusions-Checks.
Dieses Projekt war für mich ganz spannend, da ich erstmals bei einem Forschungsprojekt vom Beginn bis zum Abschluss mitarbeitete. Dabei ging es darum, ein Messinstrument zu entwickeln, das den Erfolg von Gemeindefusionen messen soll. Das dabei entstandene Instrument soll anhand von 47 Indikatoren ein breites Bild über die Entwicklung im Vergleich von vor und nach der Fusion aufzeigen. Erste Anfragen von Gemeinden, welche den Fusions-Check anwenden wollen, sind bereits eingegangen. Dieses Messinstrument wird uns also auch künftig bei Dienstleistungsprojekten beschäftigen.

Ausser Forschungs- und Dienstleistungsprojekten bietet das ZVM Kurse sowie einen Fachdiplom- und einen CAS-Lehrgang für Mitarbeitende von Verwaltungen und NPOs an. Wie sind Sie hier eingebunden?
Im Bereich des ZVM-Weiterbildungsprogramms gleise ich die Weiterbildungsangebote in Absprache mit unserem Team auf und bereite das physische Weiterbildungsprogramm vor. Bei diesen Kursen handelt es sich meist um eintägige Weiterbildungen, die von Verwaltungsrecht über Geschäftsprüfung bis hin zur Personalführung in Gemeinden ein breites Spektrum abdecken.

Beim Fachdiplom-Lehrgang bin ich organisatorisch nicht eingebunden, unterrichte aber das Fach «Selbstmanagement». Im CAS-Lehrgang bin ich Studienassistenz, unterstütze also die Studienleitung u.a. bei Anfragen, der Erarbeitung von Stundenplänen und bei Werbemassnahmen wie Broschüren oder Inseraten. Gerade weil wir am ZVM so ein kleines Team sind, kann ich die unterschiedlichsten Arbeiten übernehmen.

Was ist so faszinierend an Ihrer Arbeit am ZVM?
Ich kann in viele Bereiche Einblick nehmen. Ich finde es bereichernd, gleichzeitig in der Lehre tätig zu sein, Assistenz in der Weiterbildung zu leisten, in Kontakt mit externen Auftraggeberinnen und Auftraggebern zu stehen und auch an Forschungsprojekten mitzuarbeiten. Diese Breite bringt viel Abwechslung mit sich, was ich sehr schätze. Ich bin gleichzeitig in einer Mitarbeitenden-Funktion und trotzdem selbständig, wenn es um die Unterrichtsgestaltung geht. Natürlich ist es nicht immer ganz einfach, alles unter einen Hut zu bringen. Aber ich wollte mich nie nur auf einen Bereich festlegen.

Ihr Drang nach Aus- und Weiterbildung ist auffallend.
Ich hoffe, dass dieser Drang nach Abschluss meines konsekutiven Master-Studiums nachlässt… Doch ein Ort wie die FH Graubünden, an dem sich dermassen viel Wissen konzentriert, ist für mich total faszinierend und zeigt mir immer wieder neue spannende Themen auf.

Sie kennen die FH Graubünden nun aus der Studierenden- und aus der Mitarbeitenden-Perspektive. Sehen Sie Optimierungspotential?
Die FH Graubünden mit all ihren Instituten und dem vierfachen Leistungsauftrag ist ein sehr vielseitiges Gebilde. Viele Mitarbeitende haben gleichzeitig unterschiedlichste Hüte auf. Dass Dozierende beispielsweise nicht ausschliesslich dozieren, sondern auch in Forschung und Dienstleistung tätig sind und auch so zur Reputation der FH Graubünden beitragen, ist vielen nicht bewusst. Der Bevölkerung bekannt zu machen, dass eine Hochschule nicht nur Studierende zu ihrem Diplom bringt, sondern auch weitere vielfältige Werte für Graubünden schafft, ist mir ein wichtiges Anliegen.

Beitrag von

Antonia Hidber

Wissenschaftliche Mitarbeiterin