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E-TukTuks für die Surselva - Surselva Lab startet Pilot

Surselva Lab konzipiert für Disentis eine Mikromobilitätslösung für die erste und letzte Meile

15. März 2023

Die Surselva steht – wie viele andere Bergregionen – vor der Herausforderung der Erreichbarkeit von Gemeinden und Siedlungen. Überall dort, wo der öffentliche Nahverkehr selten oder nicht verkehrt, nutzen Einheimische wie auch Gäste das Auto. Mit dem Pilotprojekt «E-TukTuks Disentis» will die Gemeinde Disentis gemeinsam mit dem Surselva Lab der Fachhochschule Graubünden ein attraktives und umweltfreundliches Sharing-Angebot schaffen. Im Fokus steht die betriebliche und organisatorische Konzeption eines ausbaubaren Mobilitätssystems. Die ersten zwei TukTuks stehen bereits im Einsatz.

Das Projekt steht unter der Federführung der Fachhochschule Graubünden, welche seit vergangenem Jahr mit dem Surselva Lab in Ilanz präsent ist und gemeinsam mit den Gemeinden der Surselva an Lösungen regionaler Herausforderungen arbeitet. Im Auftrag der Gemeinde Disentis konzipieren die Leiterin des Regionallabors, Livia Somerville und Tanja Bügler, wissenschaftliche Projektleiterin vom Institut für Tourismus und Freizeit der FH Graubünden in einem Pilotprojekt ein ausbaubares Mobilitätssystem. Die Idee einer Erschliessung von Gemeinden und Siedlungen in der Surselva mit E-TukTuks stammt vom technischen Leiter des Projekts, Prasad Raja. Der Unternehmer kümmerte sich auch um die Anschaffung und Instandsetzung der beiden ersten Fahrzeuge. Er sammelte bereits Erfahrungen damit in Cornwall, England. René Epp, Gemeindepräsident von Disentis, gelangte schliesslich mit dem Projekt ans Surselva Lab. «Wir möchten gemeinsam mit Expertinnen und Experten der Fachhochschule Graubünden und mit lokalen Partnern prüfen, ob eine solche zukünftige, attraktive und flexible Lösung im Bereich Mobilität praxistauglich ist», sagt Epp.

Spezielle Anforderungen im Berggebiet

Die Anforderungen an die Mobilität in Berggebieten sind vielfältig. Die Fahrzeuge eines Sharing-Angebots müssen den örtlichen Gegebenheiten standhalten können. Daneben gilt es den unterschiedlichen Bedürfnissen von Weg- und Zupendlerinnen und -pendlern  sowie der Mobilität vor Ort gerecht zu werden. In der ersten Testphase wurde das Fahrzeug auf Funktion und Fahrtechnik getestet und entsprechend angepasst. Aktuell werden in der zweiten Testphase mit Einheimischen, Zweitheimischen und Gästen Erfahrungen im Betrieb gesammelt. Das künftige Konzept soll eine Einwegnutzung (nur Hin- oder nur Rückweg) mit möglichst vielen Start- und Endpunkten ermöglichen und gleichzeitig sicherstellen, dass die Fahrzeuge nicht an strategisch ungünstigen Orten abgestellt und rücktransportiert werden müssen. Dabei könnten die unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnisse zur Lösung der Herausforderungen beitragen. Eine genaue Untersuchung des Nutzungsverhalten von Einheimischen, Zweitheimischen und Gästen wird zeigen, ob sich die Mobilitätsströme in die Hände spielen. Wichtig ist den Projektleitenden deshalb auch die Einbindung der Bevölkerung. «In der Pilotphase ist es wichtig die Bedürfnisse und Erfahrungen der Bevölkerung miteinzubeziehen. Die Erkenntnisse aus dem Pilotprojekt sollen Lösungsansätze für die Herausforderung der flexiblen und zeitunabhängigen Erreichbarkeit in der ganzen Surselva ermöglichen und somit zu einer Steigerung der Attraktivität der Region durch eine verbesserte Erreichbarkeit beitragen», sagt Céline Meury, Regionalentwicklerin der Regiun Surselva. Dort stiess das Pilotprojekt auf Interesse und Zustimmung. Der Regionalausschuss sprach sich am Dienstag an seiner Sitzung für eine finanzielle Unterstützung aus.

Vertrauen in der Bevölkerung schaffen

Die Gemeinde Disentis sowie Disentis Bergbahnen unterstützen das Projekt ebenfalls. Letztere stellen zudem Parkplätze mit Ladestationen zur Verfügung. Weitere Projektpartner kündigten ihr Interesse am Projekt an. «Unser Mobilitätssystem soll in drei Jahren in einen ordentlichen Betrieb überführt werden, der zugeschnitten ist auf die Bedürfnisse der Bevölkerung vor Ort», sagt Livia Somerville, Leiterin des Surselva Lab. Nach erfolgreicher Testphase ist eine Ausweitung auf andere Gemeinden möglich. «Wir wollen ein breit abgestütztes Angebot und in der Bevölkerung dafür Vertrauen schaffen.» Das Projektteam wird bei der Koordinationsstelle für nachhaltigen Mobilität auf Bundesebene einen Antrag für die Mitfinanzierung der Pilotphase einreichen.

Die Fachhochschule Graubünden strebt mit dem Surselva Lab eine noch unmittelbarere Zusammenarbeit zwischen Forschung und Praxis an. Insbesondere durch die Kompetenzen im Department «Entwicklung im alpinen Raum» und durch die räumliche Nähe zur Surselva bieten sich gegenseitig Chancen, um partizipativ und kooperativ mit den Akteuren in der Region zukunftsfähige Lösungen für den Lebens- und Wirtschaftsraum Surselva zu entwickeln. Das Surselva Lab als Reallabor soll dabei die nachhaltige Regionalentwicklung mit partizipativen, angewandten wissenschaftlichen Methoden unterstützen.

Weitere Details:

Weitere Auskünfte:

Livia Somerville
Wissenschaftliche Projektleiterin, Leiterin «Surselva Lab»
Fachhochschule Graubünden
+41 81 286 39 05
livia.somerville@fhgr.ch

René Epp
Gemeindepräsident Disentis
+ 41 78 793 52 55
president@disentis.ch

 

 

 

Die Projektgruppe mit einem der E-TukTuks: Tanja Bügler (FH Gaubünden/ITF), Livia Somerville (Leiterin Surselva Lab), Celine Meury (Regionalentwicklerin Regiun Surselva), René Epp (Gemeindepräsident Disentis), Stefan Arnold (Direktor Bergbahnen Disentis) und Prasad Raja (technischer Leiter) v.l.n.r. (Bilder: Dani Ammann)
Zwei e-TukTuks stehen bereits im Einsatz: René Epp, Gemeindepräsident von Disentis, macht eine Probefahrt.
Die Bergbahnen Disentis unterstützen das Projekt ebenfalls und stellen stellen Parkplätze mit Ladestationen zur Verfügung.

Fachhochschule Graubünden

Als agile Hochschule setzt die FH Graubünden auf dynamisches Denken und proaktives Handeln. Mit diesem Mindset gestaltet sie nachhaltig die Zukunft mit. Studium und Forschung sind interdisziplinär und orientieren sich an praktischen Herausforderungen in Wirtschaft und Gesellschaft. Ihre über 2300 Studierenden bildet sie zu hochqualifizierten und verantwortungsvollen Persönlichkeiten aus. Die Hochschule bietet Studien- und Weiterbildungsangebote in Architektur, Bauingenieurwesen, Computational and Data Science, Digital Supply Chain Management, Information Science, Management, Mobile Robotics, Multimedia Production, Photonics sowie Tourismus an. In ihrer Forschung fokussiert sie auf die Themen Angewandte Zukunftstechnologien, Entwicklung im alpinen Raum und Unternehmerisches Handeln, und agiert auch partizipativ in Reallaboren. Die Mitwirkung aller Hochschulangehörigen trägt zur Weiterentwicklung der Fachhochschule und deren Qualität bei.