In den Schweizer Gemeindebehörden sind verhältnismässig wenig Frauen vertreten. Obwohl 50 Prozent unserer Bevölkerung weiblich ist, waren im Jahr 2019 nur rund 25 Prozent der Sitze in den Gemeindeexekutiven von Frauen besetzt. In der fusionierten Gemeinde Bregaglia sieht die Situation noch prekärer aus: 0 Prozent Frauenanteil! Das Forschungsprojekt «PROMO Femina» ist abgeschlossen, die Verbreitung des daraus generierten Wissens geht nun in die zweite Runde. Am Beispiel eines Pilot-Events in Soglio sollen künftig wiederkehrende Veranstaltungen an verschiedenen Orten im ganzen Kanton Graubünden stattfinden.

Handlungsbedarf ist klar erkennbar

Gemeinden nehmen in der Schweiz eine bedeutende Stellung ein: So werden auf der bürgernächsten Ebene wichtige politische Entscheidungen getroffen, die das tägliche Leben unmittelbar und direkt beeinflussen. Gleichzeitig sind Gemeinden mit grossen Herausforderungen konfrontiert: Thematisch stossen sie bei der Erfüllung ihrer Aufgaben an ihre Leistungsgrenzen und organisatorisch bereiten ihnen die digitale Transformation sowie die Besetzung von Gemeindeämtern Sorgen. Mit der Rekrutierung von geeigneten Kandidierenden tut sich rund die Hälfte der Gemeinden sehr schwer. Dies ist einerseits der grossen Anzahl an Gemeindeämtern geschuldet. Andererseits nimmt in der Bevölkerung die Bereitschaft zum formellen und ehrenamtlichen Engagement tendenziell ab.

Eine übergeordnete Ursache liegt in der Tatsache, dass Frauen insgesamt ein deutliches Rekrutierungspotenzial für Gemeindeämter aufweisen. Zurzeit werden nur rund 25 Prozent der Sitze in den Gemeindeexekutiven von Frauen besetzt. Ähnlich sieht die Situation in den Gemeindeparlamenten und -kommissionen aus. Dabei geht diese deutliche Untervertretung der Frauen nicht auf eine systematische Diskriminierung durch die Wählerschaft, sondern auf ein zu kleines Angebot an Kandidatinnen zurück. «Frauen fühlen sich selten angesprochen oder trauen sich ein solches Amt nicht zu», meint Ruth Nieffer, Dozentin an der FH Graubünden. PROMO Femina setzt genau dort an und zeigt, wie dem Abhilfe geschaffen werden kann.

Hochkarätige Rednerinnen

An der Veranstaltung «La Bregaglia femminile», die am Donnerstag, 26. Januar 2023, im Hotel Soglina in Soglio stattfindet, geben zum einen Anna Giacometti, Nationalrätin und ehemalige Gemeindepräsidentin Bregaglia, sowie Nora Saratz Cazin, Gemeindepräsidentin Pontresina, Einblick in ihren Werdegang und ihre Erfahrungen in der Politik. Zum anderen können die Teilnehmenden sich vertieft mit den Verhältnissen des Bergells zu politischer Teilhabe auseinandersetzen und die Möglichkeiten diskutieren.

Das Projekt wird finanziell unterstützt vom Departement für Finanzen und Gemeinden des Kantons Graubünden, der Stiftung für staatsbürgerliche Erziehung und Schulung, der Willi Muntwyler-Stiftung sowie der Gemeinde Bregaglia. Das Ziel der Veranstaltungen, welche die FH Graubünden gemeinsam mit der Stabsstelle für Chancengleichheit durchführt, ist es, Frauen, Gemeinden/Regionen, Parteien und Netzwerke zu erreichen und dank Information und Aufklärung Frauen zur politischen Teilhabe auf Gemeindeebene zu bestärken.

Die Veranstaltung findet von 17:00-20:00 Uhr statt und wird zweisprachig Italienisch-Deutsch durchgeführt, ohne Übersetzung. Sie ist kostenlos und steht allen Interessierten offen.

Um Anmeldung wird gebeten unter PROMO Femina on Tour (fhgr.ch).

Weitere Details:

• Ausführliche Informationen zum Projekt «PROMO Femina»

Weitere Auskünfte:

Ruth Nieffer
Projektleiterin, Zentrum für Verwaltungsmanagement der FH Graubünden
+41 81 286 39 18
ruth.nieffer@clutterfhgr.ch

Barbara Wülser
Leiterin Stabsstelle für Chancengleichheit Frau und Mann Graubünden
+41 81 257 35 71
barbara.wuelser@clutterstagl.gr.ch