Projekt auf einen Blick
Das Potenzial der Ageing Workforce mobilisieren: Ein interdisziplinärer Ansatz zur Freisetzung der Eigeninitiative der älteren Mitarbeitenden und zum besseren «Match» zwischen Arbeitnehmenden und Arbeitgebenden.
Projekt
Das Potenzial der Aging Workforce mobilisierenLead
Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF) Mehr über Zentrum für wirtschaftspolitische Forschung (ZWF)Projektleitung
Engler Busa Monika Mehr über Engler Busa MonikaBeteiligte
Zentrum für Betriebswirtschaftslehre (ZBW)
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW Mehr zu den BeteiligtenForschungsfelder
Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik Mehr über Arbeitsmarkt- und SozialpolitikAuftrag/Finanzierung
DoDifferent, SBB, Novartis, Innosuisse (Kommission für Technologie und Innovation KTI)Dauer
Februar 2016 - Januar 2018
Ausgangslage
Die stärkere Ausschöpfung der Ageing Workforce ist für viele Schweizer Unternehmen Gebot der Stunde. Der demografische Wandel beschleunigt sich und bedeutet für die Unternehmen zunächst eine rasch alternde Belegschaft und später Pensionierungswellen. Es stellt sich die Frage, wie langjähriges Wissen und Know-how im Unternehmen bewahrt und Fachkräfte ersetzt werden können. Der Erhalt der bestehenden älteren Arbeitskräfte und die bestmögliche Nutzung ihrer Fähigkeiten und Expertise ist deshalb von vordringlicher Bedeutung.
Die Schweizer Wirtschaft hat Potenzial, die Ageing Workforce stärker und besser in den Erwerbsprozess zu integrieren. Die zentralen Ansatzpunkte liegen dabei weniger auf der rechtlich-institutionellen Ebene als im innerbetrieblichen Kontext. So sieht zwar das derzeit debattierte Reformpaket «Altersvorsorge 2020» in der AHV und der beruflichen Vorsorge wichtige Anpassungen für die längere Erwerbstätigkeit vor, darunter die Erhöhung des Frauenrentenalters auf 65, der flexiblere Übergang in den Ruhestand sowie stärkere monetäre Anreize für die längere Erwerbstätigkeit. Der Erfolg der Reform hängt indes entscheidend davon ab, inwiefern sie mit einer höheren Nachfrage nach älteren Arbeitskräften seitens der Unternehmen einhergeht und ob es im konkreten Betriebskontext gelingt, die späteren Berufsjahre aus Arbeitnehmer- und Arbeitgebersicht attraktiv zu gestalten.
Projektziel
Mit dem Projekt wird erstens ein Instrumentenmix entwickelt, mit dem in Unternehmen ein alterspositives kulturelles, führungsbezogenes und personalpolitisches Umfeld geschaffen werden kann, das zu einer besseren Ausschöpfung der Ageing Workforce beiträgt. Zweitens werden die Grundlagen für einen Matching-Prozess geschaffen, der auf eine bessere Passung von Arbeitsangebot und -nachfrage zielt.
Umsetzung
Eine erfolgreiche Strategie zur stärkeren Ausschöpfung der Ageing Workforce kombiniert betriebliche, das Arbeitsverhältnis betreffende Faktoren, mit verhaltensorientierten Faktoren, die aus den sich altersbedingt wandelnden Kompetenzen, Bedürfnisse und Denkmustern resultieren. Sie setzt zweitens auf der Mikroebene der älteren Mitarbeitenden und ihren Vorgesetzten an. Drittens misst sie dem Aspekt der Eigeninitiative der Mitarbeitenden in Bezug auf die Gestaltung der Arbeitsinhalte, Arbeitsbedingungen und Arbeitsbeziehungen grosse Bedeutung zu.
Resultate
Die Resultate der in der ersten Projektphase durchgeführten Befragungen bei SBB und Novartis geben Hinweise auf die Treiber der Eigeninitiative. Eigeninitiative entwickelt, wer – allein und gemeinsam mit dem Vorgesetzten – die Berufstätigkeit und die sich bietenden Möglichkeiten regelmässig reflektiert. Die Entwicklung von Eigeninitiative setzt des Weiteren Handlungsoptionen voraus. Dazu gehören gefragte und aktuellgehaltene Fähigkeiten. Wer solche vorweist, hat bessere Arbeitsmarktchancen und ist eher in der Lage, die Arbeitssituation an seinen Bedürfnissen auszurichten. Ebenso müssen Vorgesetzte Gestaltungsspielraum zulassen und die Aufgabenerfüllung nicht mehr als nötig durch Vorgaben beschränken. Zielführender sind ganzheitlich gestellte Aufgaben. Zentral ist schliesslich die Einstellung zum Älterwerden: Je mehr die altersspezifischen Stärken ins Bewusstsein rücken, desto mehr Eigeninitiative zeigen die Mitarbeitenden.
Da die Eigeninitiative mit einem späteren Erwerbsaustritt einhergeht, besteht ein Lösungsansatz zur besseren Ausschöpfung der Ageing Workforce in der Verankerung der regelmässigen Auseinandersetzung mit der persönlichen Arbeitssituation. Gleichzeitig sind Mitarbeitende wie Führungskräfte davon zu überzeugen, dass das Aktivwerden der Mitarbeitenden beidseitig von Vorteil ist. Je besser die Mitarbeitenden die Arbeit auf ihre Interessen, Fähigkeiten und Bedürfnisse ausrichten, desto positiver ist ihr Arbeitserleben. Für die Führungskräfte ist das kein Nachteil, im Gegenteil: Von einem positiven Arbeitserleben ist eine höhere Arbeitszufriedenheit und, als Folge, eine höhere Leistungsbereitschaft zu erwarten.
Team
Folgende ehemalige Mitarbeitende haben an dem Projekt mitgearbeitet:
- Prof. Theo Wyssen
- Silke Zöllner
Weiterführende Information
Publikationen
Engler, M.; Streuli, E. (2018). Ältere Mitarbeitende suchen Erfüllung ausserhalb des Berufs. Die Volkswirtschaft 2018-1/2, S. 58-60. Online lesen.
Engler, M.; Eich-Stierli, B.; Passalacqua, S.; von Wyl, A. (2016): Aging Workforce. Das Potenzial erkennen und mobilisieren, Metrobasel-Studie, Basel.
In den Medien
Engler, M. (2017). Erwerbsverbleib bottom-up anstossen. Gastkommentar in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), 28.11.2017, S. 9.