Projekt auf einen Blick
Die FH Graubünden unterstützt die Region Plessur im Aufbau der Gesundheitsversorgungsregion. Sie analysiert hierzu die aktuelle Anbietendenlandschaft im Bereich der ambulanten und stationären Pflege und erarbeitet Entwicklungsvarianten für eine stärker koordinierte Versorgung und Leistungserbringung in der Region Plessur.
Projekt
Entwicklung Gesundheitsversorgungsregion PlessurProjektleitung
Engler Busa Monika Mehr über Engler Busa MonikaBeteiligte
Gesundheitsversorgungssubregion PlessurTeam
Dinner Kathrin Mehr über Dinner Kathrin Nieffer Ruth Mehr über Nieffer RuthForschungsfelder
Regionalentwicklung Mehr über Regionalentwicklung Arbeitsmarkt und Sozialpolitik Mehr über Arbeitsmarkt und SozialpolitikAuftrag/Finanzierung
übrige DrittmittelDauer
Oktober 2022 – Juni 2023
Ausgangslage
Seit Inkrafttreten des teilrevidierten Krankenpflegegesetzes im Jahr 2021 bilden die Stadt Chur sowie die Gemeinden Arosa, Churwalden, Tschiertschen-Praden die Gesundheitsversorgungssubregion Plessur (GVR Plessur). Übergeordnetes Ziel der kantonalen Gesetzgebung ist es, die strategische und operative Betriebsführung der in der Region tätigen Pflegeheime sowie Spitexorganisationen an eine dafür bestimmte Organisation zu übertragen und darin weiterzuentwickeln. Die Präsidentenkonferenz der Region Plessur hat diese Zielsetzung dahingehend präzisiert, dass sie eine integrierte Versorgungsstruktur anstrebt, in der die regionalen Leistungserbringer der ambulanten und stationären Pflege ihre Grundversorgungs- und spezialisierten Leistungen miteinander koordinieren, gemeinsam am Bedarf ausrichten und mit weiteren Dienstleistern bzw. Leistungserbringern nutzbringende Kooperationen eingehen.
Projektziel
Die FH Graubünden unterstützte die Region Plessur im Aufbau der GVR Plessur. Sie erarbeitete zuhanden der Präsidentenkonferenz für die Strategieentwicklung notwendige Entscheidungsgrundlagen. Hierfür erfasste sie auf Basis von Interviews mit den Leistungserbringern sowie weiteren verfügbaren Versorgungsdaten zunächst die Ist-Situation der aktuellen Angebotslandschaft und analysierte die darin enthaltenen Kooperations- und Koordinationsmöglichkeiten. Im zweiten Schritt entwickelte sie Varianten für die Ausrichtung und Entwicklung der GVR Plessur und konkretisierte schliesslich die erforderlichen Umsetzungsschritte und die damit einhergehenden Chancen und Risiken.
Resultate
Die Ist-Analyse zeigt, dass die Pflege-Grundversorgung in der ganzen Region in hoher Qualität sichergestellt ist. Angebotslücken bestehen indes für Personen mit einem spezifischem Betreuungs- und Pflegebedarf, unter anderem infolge fortgeschrittener Demenz, anderer psychischer Erkrankungen oder sozialer Beeinträchtigungen. Auch fehlen Kurzzeit-Pflegeplätze als Anschlusslösungen an Spitalaufenthalte oder zur Entlastung von pflegenden Angehörigen. Als hinderlich erweist sich hierbei das geltende Tarifsystem: Spezialisierte und temporäre Angebote werden nicht kostendeckend entschädigt oder sind im Vergleich zur normalen Langzeitpflege deutlich weniger wirtschaftlich. Zum anderen stellen spezialisierte Pflegeangebote zusätzliche Anforderungen an den Fachkräftebedarf, dessen Deckung bereits sonst die Hauptsorge der meisten Betriebe darstellt.
Vor diesem Hintergrund schlägt die Analyse drei Stossrichtungen für die künftige Entwicklung der GVR Plessur vor:
I Versorgung gemeinsam sichern und Pflegeangebot differenzieren: Die insgesamt gute Ausgangslage wird genutzt, um das stationäre Pflegeangebot stärker auf den steigenden Bedarf an spezialisierten und Kurzzeit-Plätzen auszurichten und mögliche Überkapazitäten in der Grundversorgung zu vermeiden. Die übergeordnete Steuerung erfolgt primär über finanzielle Anreize, welche die Pflegebetriebe zur Anpassung ihres Angebots bewegen. Die Region Plessur prüft hierfür eigene Unterstützungsmöglichkeiten, wirkt aber auch auf Modifikationen der kantonalen Finanzierung hin.
II Günstige Rahmenbedingungen für die Pflegebetriebe schaffen: Die Region Plessur nutzt ihre Rolle als Leistungsbestellerin und wirkt auf eine Integration und Vereinfachung der bestehenden Betriebskontrollen und Meldepflichten hin, um die administrative Belastung der Pflegebetriebe zu senken. Sie kann zudem auf bestimmte Themen und Aufgaben spezialisierte Fachpersonen engagieren, auf die anschliessend alle Pflegebetriebe zugreifen können.
III Menschen und Angehörige beraten und Leistungen koordinieren: Für die GVR Plessur wird eine Koordinationsstelle aufgebaut, an die sich die Bevölkerung bei Fragestellungen zu Leben und Wohnen im Alter sowie im Fall von Pflegebedürftigkeit wenden kann. Die Koordinationsstelle ist bestrebt, Personen mit potenziellem Unterstützungsbedarf aktiv und frühzeitig zu erreichen, um diese gegebenenfalls mit gezielten Hilfestellungen möglichst lange zur Lebensführung im gewohnten Umfeld zu befähigen. In komplexen Pflegefällen kann die Stelle zudem die Koordination der beteiligten medizinischen und weiteren Akteure und das Case Management übernehmen.
Die Stossrichtungen verfolgen einen Bottom-up-Ansatz, in welchem sich die Pflegebetriebe innerhalb optimierter Rahmenbedingungen und aus eigenem Antrieb an die neuen Gegebenheiten anpassen. Dieser Ansatz spiegelt sich auch im vorgeschlagenen Organisationsmodell für die GVR Plessur. Dieses sieht zwar die Präsidentenkonferenz der Region Plessur als oberstes Entscheidungsgremium auch der GVR vor, empfiehlt aber gleichzeitig den institutionalisierten Einbezug der – rechtlich weiterhin selbständigen – Pflegebetriebe in die Entscheidungsfindung.
Die Präsidentenkonferenz der Region Plessur hat im Mai 2023 das Weiterverfolgen aller drei Stossrichtungen beschlossen. In einem gemeinsamen Workshop mit den Vertretern der beteiligten Gemeinden und des kantonalen Gesundheitsamts sowie den Vertreterinnen und Vertretern der Pflegeheime, Spitexorganisationen und freischaffenden Pflegefachpersonen der Region Plessur wurden im Juni 2023 die Stossrichtungen weiter vertieft und das weitere Vorgehen hinsichtlich des Aufbaus der GVR Plessur geklärt.