Menu
Wissensplatz
Die HTW Chur zeigt Mut zu einem klaren Profil
Die FH Graubünden zeigt Mut zu einem klaren Profil

Die FH Graubünden zeigt Mut zu einem klaren Profil

Thomas Hodel, Leiter des Departements Wirtschaft, Gesundheit und Soziale Arbeit an der Berner Fachhochschule BFH, bietet seit Herbst 2014 in Kooperation mit der FH Graubünden den Bachelor-Studiengang Multimedia Production an. Die Zusammenarbeit hat sich schon jetzt sehr bewährt. Es ist der Mut zu einem klaren und eigenständigen Profil, der die FH Graubünden kennzeichnet.

Text: Karin Huber / Bild: Berner Fachhochschule, Manuel Berger, Fabien-André Pannatier, David Gerber

Thomas Hodel, Ihre BFH kooperiert mit der FH Graubünden. Wie sehen Sie die FH Graubünden durch Ihre Brille als «aussenstehende Fachperson»?
Ihr Mut zu einem klaren und eigenständigen Profil kennzeichnet die FH Graubünden. Information, Lebensraum und Unternehmerisches Handeln: Die drei Themenschwerpunkte ziehen sich wie ein roter Faden durch das Studien– und Weiterbildungsangebot der FH Graubünden und geben einer bemerkenswerten inhaltlichen Vielfalt im Rahmen eines reichhaltigen Angebots Raum.

Zukunftsorientiert, praxisnah und gesellschaftlich relevant: So liessen sich die Forschungsschwerpunkte und Dienstleistungen der FH Graubünden beschreiben; sie alle sind in Themenfeldern von zentraler gesellschaftlicher Bedeutung angesiedelt. Insbesondere in der Weiterbildung bietet die FH Graubünden eine breite Palette attraktiver Studiengänge und Kurse an. Die FH Graubünden bündelt Fachkompetenz ohne disziplinäre Scheuklappen – und ist eine attraktive und innovative Partnerin für die Zusammenarbeit, sowohl in der Lehre wie auch in der Forschung.

Was genau sind denn Ihre Aufgaben bei der BFH?
Meine Aufgaben? Ich bin Scout und Navigator, Coach und Motivator, Koch und Pilot – unter anderem. Ich erkunde das Terrain, erforsche alternative Möglichkeiten und Wege. Als Navigator lotse ich auch einmal durch unbekanntes oder schwieriges Gelände. Als Departementsleiter und Vorgesetzter gebe ich steuernde Impulse, ich coache und motiviere. Als Pilot im Cockpit achte ich darauf, dass wir in die richtige Richtung unterwegs sind. Und als Koch achte ich auf den richtigen Mix, damit wir ein attraktives Menu in puncto Lehre, Forschung und Dienstleistung anbieten können. Ausserdem bin ich wohl noch einiges mehr…

Die BFH bildet ausgezeichnete Fachkräfte für die Praxis aus. Praxisnähe ist für uns also zentral. Und das ohne disziplinäre Scheuklappen. Meine Aufgabe ist es, die Rahmenbedingungen in der Lehre und Forschung so zu gestalten, dass sie einen fruchtbaren Austausch und innovatives Denken ermöglichen und fördern. Dass interdisziplinäres Arbeiten nicht nur propagiert, sondern gelehrt und gelernt werden kann. Dass Vielfalt gelebt wird und Innovation hervorbringt, sowohl in der Lehre als auch in der Forschung und Entwicklung.

Thomas Hodel, Departementsleiter Berner Fachhochschule
digezz.ch/projekte/bern-fuer-anfaenger/

Mir ist wichtig, ein innovationsfreundliches Klima zu schaffen, Innovation zu fördern, insbesondere in der Lehre und der Forschung. Dazu gehören Anreize zu schaffen, beispielsweise neue, technologiegestützte Lehrformen zu entwickeln und auch, sich selbst aktiv für Innovation einzusetzen – und z.B. einen Studiengang wie Multimedia Production nach Bern zu holen. Dazu gehört ebenso, von Dozierenden und Mitarbeitenden ein klares Commitment einzufordern, innovative Lösungen zu suchen und zu entwickeln. Dabei sollen die Mitarbeitenden des Departements den grösstmöglichen Handlungsfreiraum haben.

Gleichzeitig ist es meine Aufgabe, für den richtigen Mix zu sorgen und die gesteckten Ziele im Auge zu behalten. Dialog fördern, Kooperationen stiften und stärken, vernetzt denken und arbeiten – in der nationalen wie internationalen Hochschullandschaft. Auch das sind meine Aufgaben, damit wir mit nachhaltigen Resultaten überzeugen können.

«Die KMU der Region Bern kommen zu gut ausgebildeten MMP-Fachkräften und die FH Graubünden wird im Zentrum der Schweiz stärker sichtbar.»

Thomas Hodel, Departementsleiter

Die BFH entwickelt, wie die FH Graubünden, innovative Lösungen für die Praxis.
Ja und deshalb müssen wir die Bedürfnisse unseres wirtschaftlichen, technischen, kulturellen und sozialen Umfelds gut kennen und am Puls – auch der künftigen – Entwicklungen unserer Märkte und grosser gesellschaftlicher Herausforderungen sein. Meine Aufgabe ist es, zusammen mit den Mitarbeitenden des Departements und im Dialog mit unseren Partnerinnen und Partnern aus Praxis und Forschung, diese Entwicklungen aufmerksam zu verfolgen, Trends zu erkennen und Entwicklungschancen zu nutzen. Dies zugunsten unserer Studierenden, unserer Partnerinnen und Partner aus der Wirtschaft und Forschung sowie zugunsten der Gesellschaft als Ganzem.

Seit dem Herbstsemester 2014 können Studierende in Bern in Kooperation mit der FH Graubünden den Bachelor-Studiengang Multimedia Production (MMP) als Joint Degree absolvieren. Wie ist es zur Kooperation gekommen?
Auf diesen Studiengang aufmerksam geworden bin ich auf der Suche nach Innovation. Ich gehe davon aus, dass Video ein zentrales Element zukünftiger Lehre sein wird. Also suchte ich nach dieser Kompetenz. Und wurde an der FH Graubünden fündig.

Hat sich diese Zusammenarbeit bewährt? Könnte sie auf andere Bereiche ausgedehnt werden?
Ja, bis anhin hat sich die Zusammenarbeit sehr bewährt. Eine erste Bilanz können wir allerdings erst ziehen, wenn die ersten Studierenden abgeschlossen haben. In zwei Jahren wird das der Fall sein.

Unser Modell der Zusammenarbeit ist zukunftsgewandt: Statt als Hochschule im Alleingang alles vor Ort selbst zu entwickeln, setzen wir auf Zusammenarbeit: Wenn eine Hochschule in einem Studiengang besonders erfolgreich ist, bietet sie diesen an mehreren Standorten in der Schweiz an. Meines Wissens handelt es sich bei MMP um den ersten Bachelor-Kooperationsstudiengang zwischen zwei unabhängigen Hochschulen nach diesem Modell. Das Konzept könnte selbstverständlich auch bei anderen Studiengängen Schule machen.

Findet der Studiengang MMP in Bern Anklang?
Der Studiengang stösst auf grosses Interesse. Die Nachfrage in Bern übersteigt derzeit die Anzahl der freien Studienplätze, so dass wir Wartelisten führen. In unserer ersten Klasse haben wir aktuell 32 Studierende; ab Herbstsemester 2015 startet eine zweite Einheit.

Findet auch ein Dozierendenaustausch statt?
Ja, aber da stehen wir noch am Anfang. In Bern haben wir ja keine eigenen MMP-Dozierenden. Der Austausch muss noch entwickelt werden.

MMP ist auf die mediale Zukunft ausgerichtet. In der Schweiz ist dieser Studiengang einzigartig. Was bewirkt dieses Angebot für die BFH?
Im Mittelpunkt unserer Überlegungen stand der Wirtschaftsstandort Bern: Know-how im Bereich MMP ist sehr gefragt. Gegenwärtig gibt es zu wenige Fachleute mit MMP-Profil. Die KMU der Region Bern kommen mit unseren Absolventinnen und Absolventen zu gut ausgebildeten Fachkräften. Gleichzeitig bietet unsere Kooperation der FH Graubünden die Möglichkeit, sich zu profilieren und auch im Zentrum der Schweiz stärker sichtbar zu sein. Das ist doch eine gute Win-Win-Situation.

Die MMP-Grundausbildung an beiden Hochschulen ist deckungsgleich. Welche zusätzlichen Schwerpunkte können die BFH-Studierenden in Bern wählen?
Nur in Bern wird die Vertiefung «Politische Kommunikation» und «Branded Motion» angeboten. Beide erstrecken sich über das 4. und 5. Semester. Weiter ist geplant, sechs bis acht Minors zu verschiedenen Themen zu entwickeln.

Was hat die FH Graubünden, was die BFH gerne hätte?
Die Berge! Der Calanda und der Montalin… Aber auch ein Hausberg wie Brambrüesch wäre nicht schlecht.

Welche Schwerpunkte setzt sich die BFH für die Zukunft?
Unsere Gesellschaft steht vor grossen Herausforderungen. Im Fokus unserer Lehre und Forschung stehen solche Themen, mit denen wir einen Beitrag leisten, diese Herausforderungen zu meistern. Schwerpunkte für die Zukunft setzt die BFH mit der Bündelung von Forschungsressourcen und -kompetenzen: Neue BFH-Zentren stärken in ausgewählten Bereichen die Themenführerschaft unserer Hochschule. Der Campus Biel/Bienne ist auf guten Wegen. Und der Entscheid zur weiteren Standortkonzentration, wie er vom Grossen Rat gefordert wurde, steht unmittelbar bevor. Damit werden an einem weiteren Standort Kompetenzen gebündelt sowie Innovation, Austausch und Zusammenarbeit gefördert.

Kernauftrag der BFH ist die anwendungsorientierte Lehre und Forschung. Um auch in Zukunft eine starke Berufsbildung zu gewährleisten, setzen wir auf Vielfalt und Interdisziplinarität; denn die Praxis ist interdisziplinär. Durch eine vermehrt interprofessionelle Ausbildung wollen wir den Praxisbezug unserer Angebote noch weiter entwickeln. Fachbereichsübergreifende, innovative Studiengänge wie MMP sind dafür exemplarisch.

Lassen Sie uns die begonnene Zusammenarbeit zwischen der BFH und der FH Graubünden weiterspinnen: Wann planen Sie und Bruno Studer, Departementsleiter an der FH Graubünden, einen Sesseltausch auf Zeit?
Dafür bin ich jederzeit zu haben – das wäre eine unbezahlbare Horizonterweiterung. Das gegenseitige Verständnis würde dadurch noch besser.

Beitrag von

Thomas Hodel, Prof. Dr.

Departementsleiter Berner Fachhochschule, Departement Wirtschaft, Gesundheit und Soziale Arbeit